Das neue Buch morgen schon im Briefkasten haben, abends um 23h schnell eine Pizza bestellen und dem Paketboten mit einem Klick mitteilen, dass er das Paket bitte im Garten abstellen soll – die Digitalisierung beschleunigt den gesellschaftlichen Wandel hin zu deutlich mehr Individualisierung. Die eigenen Bedürfnisse können ruck zuck per Mausklick befriedigt werden. Das persönliche Wohlbefinden und die individuelle Freiheit stehen zunehmend in Mittelpunkt unseres Tuns.
Längst gilt das nicht nur im Privatleben
Auch im Berufsleben dreht sich zunehmend mehr um die persönliche Weiterentwicklung oder beispielsweise flexible, individuell gestaltbare Arbeitszeitmodelle. Doch die Zeit der Ellenbogen-Mentalität scheint vorbei: Viele Arbeitgeber wollen das „Wir-Gefühl“ ihrer Belegschaft stärken. Dafür entstehen unter anderem Bürolandschaften mit modernen Co-Working Bereichen, in denen mit Collaboration-Tools und -Methoden gemeinsam neue Innovationen entstehen.
Sinnstiftung für ein gemeinsames Wir-Gefühl
Das Zukunftsinstitut beschreibt bereits in einer Studie aus dem Jahr 2015, dass „Teilen, Sharen und Tauschen hoch im Kurs stehen“. Kirsten Brühl, die Autorin der Studie, sagt im Interview mit werteundwandel: „In der Studie zitiere ich viele Formen der neuen „Wir-Kultur“, die aber per se nicht immer besser oder solidarischer sind. So existieren viele Gemeinschaften, die rein auf dem Wunsch nach mehr Effizienz im Alltag basieren. Da schließen sich Menschen zusammen, um in unserer schnell getakteten Welt besser voranzukommen. Das „Wir“ kann auch der „Ich-Optimierung“ dienen, und deshalb ist das „Wir“ nicht zwingend ein Synonym für eine bessere Welt.“
Sie betont, dass sich viele „Wirs“ auf Basis der digitalen Vernetzung bilden würden. Dort entstünden dann temporäre Gruppierungen auf der Suche nach mehr Effizienz. Diese „Wirs“ seien nicht unbedingt mit gemeinsamen Werten aufgeladen, mahnt Brühl.
Hier sollten Unternehmen ansetzen und die Unternehmenswerte klar mit einer Sinnstiftung für jeden Einzelnen verknüpfen, aber auch Kollaboration und Gemeinschaft in den Vordergrund stellen, fördern und fordern. Dann kann die neue „wir-Kultur“ zum Boost für nachhaltige Innovationen werden und damit auch zur persönlichen Entfaltung Mitarbeiter:innen beitragen.
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