Nachhaltige Kinderbrillen: MANTI MANTI macht’s vor

Über die Kinderbrillen von MANTI MANTI kann ein Lastwagen fahren, ohne dass sie kaputt gehen. Das ist eine gute Nachricht für Eltern. Wer sich für dieses nachhaltige Produkt für Kinder entscheidet, macht auch noch ganz viel Gutes für die Zukunft dieser Erde. Denn die Brillen enthalten keine herkömmlichen Stoffe wie Erdöl und Azetat, was sehr schädlich für die Umwelt ist, sondern basiert auf dem pflanzlichen Rizinus, das in Indien wächst. Mehr zu dem durchdachten Konzept haben wir von Co-Gründerin Philippa Koenig erfahren.

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Philippa, zu Beginn ein kurzer Elevator Pitch: Warum brauchen wir MANTI MANTI?

MANTI MANTI brauchen wir, weil das Thema Kinderbrillen aktuell noch sehr stigmatisiert ist und sehr medizinisch gesehen wird. Dagegen steht aber der Trend, dass es immer mehr kurzsichtige Kinder oder Kinder mit Sehproblemen gibt. Hinzu kommt eine Dunkelziffer von Kindern, die gar nicht wissen, dass sie eine Sehschwäche haben. Das heißt, wir haben eine Mission zu erfüllen, damit Kindern nicht eines der wichtigsten Sinne genommen wird. Das hätte ganz viele schwerwiegende Folgen. Dann schneiden Kinder schlechter in der Schule ab. Auch werden Kopfschmerzen bei Kindern häufig falsch diagnostiziert, die man so einfach behandeln könnte. Zusätzlich wollen wir den Aspekt der Nachhaltigkeit erfüllen, weil die Industrie in dieser Hinsicht leider noch ein bisschen zu wenig tut. Das ist unser Ansatz: Wer etwas für Kinder macht, sollte es auch zukunftsgerecht tun. Wir wollen ein schönes Produkt schaffen, das sowohl vom Design als auch von der Nachhaltigkeit und Funktionalität für Kinder geeignet ist.

 Wie seid ihr denn auf euer Geschäftsmodell gekommen?

Durch eine verlorene Sonnenbrille – und dem Versuch, sie zu ersetzen. Wir haben gemerkt, dass es da gar nicht so viel gibt, vor allem nichts Nachhaltiges. Ganz viele Produkte basieren auf Erdöl. Wir sind dann in die Recherche eingestiegen, haben uns mit Eltern unterhalten – und festgestellt, dass ein Kind, das eine Brille braucht, immer noch ein bisschen Mitleid bekommt. Aber was soll daran schlimm sein? Das kann doch auch Spaß machen. Ich wollte immer gerne eine Brille haben, also als Erwachsene. Wir haben erfahren, dass es sehr schwer ist, für Kinder etwas Schönes zu finden. Viele Optiker sind nicht darauf eingestellt.

Was genau ist an euren Brillen anders? Was daran ist nachhaltig?

Wie gesagt, die herkömmlichen Modelle enthalten Erdöl, aber auch ganz viel Acetat und Metall. Das sind die Materialien, die sehr viele Ressourcen verbrauchen. Wir haben geschaut, welche Materialien gibt es, die nachhaltig sind. Auf den einschlägigen Messen sind wir auf Rizinus gestoßen. Das ist das Material, das ein 3D-Drucker verwendet. Es gibt bereits Erwachsenenbrillen aus Rizinus, aber noch keine Kinderbrillen. Rizinus ist sehr flexibel, was bei Kinderbrillen von Vorteil ist. Selbst wenn ein LKW über den Rahmen fährt, würde er nicht kaputtgehen. So eine Brille ist zudem 40 Prozent leichter als eine klassische Acetatbrille. Dann haben wir uns noch einige Sachen überlegt, wie zum Beispiel den anpassbaren Nasenbereich. Auch ist der Bügelbereich hinter dem Ohr so gestaltet, dass Eltern ihn selbst anpassen können. Sie können das schnell ein bisschen enger machen und müssen nicht jedes Mal, wenn die Brille drückt, zum Optiker laufen.

Nun seid ihr ein bisschen so ein Gemischtwarenladen. Ihr habt nicht nur Brillen auf eurer Website, sondern auch Kinderklamotten. Warum?

Das Ziel ist es, nicht nur eine Brillenmarke zu sein. Wir wollen eine Welt schaffen, eine MANTI MANTI-Welt, für die sich Kinder begeistern können, in der sie sich wohlfühlen, die Spaß erzeugt. Im besten Fall begeistert sich auch ein Kind dafür, das keine Brille braucht. Das Ganze soll gesamtheitlich sein. Wir wollen diese Content-Welt noch viel weiter ausbauen und einen Podcast mit den Figuren starten, die wir kreiert haben. Wir wollen Geschichten erzählen, die Kindern helfen, durch die MANTI MANTI-Welt einen klaren Blick auf die Dinge zu bekommen. Der Plan ist, viele Themen kindgerecht aufzuarbeiten und so Begeisterung für diese Welt zu schaffen.

Wie seid ihr denn auf euren Namen MANTI MANTI gekommen? Hat das mit der türkischen Manti-Tortelloni zu tun?

Das kommt von dem Manti-Shrimp. Das ist ein Fangschreckenkrebs, ein Unterwassertier. Der Manti-Shrimp hat ganz starke Augen, die er 360 Grad drehen kann. Zudem hat er auch noch so eine Superpower, ist sehr kraftvoll und genau. Er erlegt seine Beute mit einem einfachen Punch.

Eine Brille kostet bei euch 229 Euro. Wie seid ihr auf den Preis gekommen?

Wir haben ein Komplettpreis-Modell, das heißt, es ist ein Standardglas inkludiert. Dieses Glas ist bereits ein für das Kind optimiertes Glas. Wir wollten einen transparenten Markt mit klaren Preisen schaffen. Denn die Kunden kennen sich oft nicht aus. Wir wollten ein einfaches Modell schaffen und sagen können: Für 229 Euro bekommst du eine gute Brille mit einem guten Glas. Denn oft ist es so beim Optiker, dass man sich einen Rahmen aussucht, dessen Preis kennt man, aber was dann noch für die Gläser oben draufkommt, ist sehr intransparent. Das wollen wir so einfach wie möglich halten. Ansonsten ist der Preis durch das Produkt gegeben, also den 3D-Druck und die nachhaltigen Materialien.

Wo lasst ihr die Brillen herstellen? Wahrscheinlich eher nicht in China, oder?

Wir produzieren komplett in Deutschland und arbeiten mit einem deutschen Mittelständler zusammen, der sich mit 3D-Druck und den neuen, nachhaltigen Materialien auskennt. Die Weiterverarbeitung findet in Süddeutschland statt, wo Rahmen und Gläser zusammengesetzt werden.

Du hast bereits über die nachhaltigen Materialien gesprochen, auch über die Herstellung im 3D-Drucker. Reduziert das Verfahren denn eigentlich auch die Umweltbelastung?

Das ist eine gute Frage. Dazu gibt es im Moment noch keine validen Zahlen. Wir haben uns einem Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung angeschlossen, in dem Studierende Unternehmen unterstützen und Nachhaltigkeitsketten untersuchen. In dieser Hinsicht ist die optische Industrie noch nicht so weit vorn. Daher ist es schwer zu sagen, wie viel CO2-Emissionen können wir durch bestimmte Vorgänge in einer Produktionskette verhindern. Wir versuchen, uns Schritt für Schritt daran zu tasten und Transparenz zu schaffen. Es gibt diese Annahme, dass der Anbau von Rizinus viel nachhaltiger ist als zum Beispiel die Verarbeitung von Acetat. Wir würden nie sagen, wir sind perfekt, aber wir tun alles dafür, um so gut zu sein wie möglich. Alles, was in dem Bereich geht, wollen wir machen und das auch so gut es geht belegen können.

Umweltfreundlichkeit ist das eine, aber wie stellt ihr sicher, dass die Herstellung von euren Kinderbrillen auch sozial verantwortlich ist?

Also ich glaube, wenn man in Deutschland produziert, dann kann man das schon einigermaßen sicherstellen. Alle in der Herstellungskette sind zertifiziert. Brillen sind Medizinprodukte. Das heißt, es gibt sehr strenge Auflagen – in Europa und insbesondere auch in Deutschland.

Die MANTI MANTI-Co-Gründerin Philippa Koenig hat in Berlin und Mannheim Betriebswirtschaftslehre studiert, mit Auslandsstationen in Istanbul und Thailand. Später arbeitete die gebürtige Hamburgerin unter anderem für NIVEA und bei Zalando im Marketing. Startup-Erfahrungen sammelte sie bei dem Online-Erotik-Shop Amorelie und anschließend als selbständige Beraterin für Startups im Digital- und E-Commerce-Bereich. Mit MANTI MANTI erfüllte sich Philippa endlich ihren langjährigen Traum von einem eigenen Startup.

Was macht ihr, um die Lebensdauer eurer Kinderbrillen zu verlängern und damit den Verbrauch zu reduzieren?

Eine Kinderbrille hält in der Regel ein bis zwei Jahre, weil die Kinder dann einfach rauswachsen. Es gibt tatsächlich von unserem Materialhersteller schon ein zirkuläres Modell und das Material kann recycelt werden. Wir wollen die Brillen wieder einsammeln und sie in den Kreislauf zurückbringen können, um das Material wiederzuverwenden. Dann gibt es noch die andere Idee, wie man die Brillen zur Zweitnutzung weitergeben kann. Aber da sind wir noch ein bisschen am Anfang.

Wie stellt ihr sicher, dass die verwendeten Farbstoffe umweltfreundlich und ungiftig sind?

Das ist durch die Medizinrechtsverordnung vorgeschrieben und das wird alles getestet. Wir haben Prüfberichte von allen verwendeten Farbstoffen. Das dürfte sonst gar nicht in der Produktion verwendet werden, wenn es nicht zertifiziert wäre.

Wie zeigt sich bei euch die soziale Verantwortung gegenüber den Menschen, die an der Herstellung der Brillen und der Lieferkette beteiligt sind?

Wenn wir am Anfang der Lieferkette anfangen, dann geht es ja mit dem Rizinus-Anbau los. Unsere Studentin ist tatsächlich jetzt gerade in Indien bei unseren Partnerorganisationen, die sich für nachhaltige, landwirtschaftliche Projekte einsetzen. Dazu gehört auch der nachhaltige Anbau von Rizinus. Die betrachten alles zum Thema Nachhaltigkeit und setzen sich zum Beispiel auch sehr für Frauen ein. Sie schauen, dass die Bauern dort anständig verdienen und gute Arbeitsbedingungen vorfinden. Wir gehen dort auf die Felder und sprechen mit den Leuten. Diese Partnerorganisation arbeitet mit ausgewählten Firmen zusammen, die wiederum uns das Material liefern und zu Beginn der Lieferkette sicherstellen, dass es sozial verantwortlich zugeht.

Gibt es denn zukünftige Pläne, um die Nachhaltigkeit der Kinderbrillen weiter zu verbessern und neue innovative Ansätze zu verfolgen?

Wir haben unterschiedliche Ansatzpunkte, die es nun zu priorisieren gilt. Die Versandverpackung war etwas, das wir gleich von Anfang an mitgedacht haben. Aber innerhalb des Themas Versand haben wir noch weitere Ideen: Wie kann man die Wege reduzieren? Da gibt es bestimmt auch noch Verbesserungsmöglichkeiten, insbesondere von den Lieferanten zu uns.

Philippa, vielen Dank für das Gespräch!

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