Die wichtigsten Skills der Zukunft

Die Arbeitswelt ändert sich rasant. Kaum eine berufliche Tätigkeit sieht heute noch so aus wie vor 30 Jahren. Manche Professionals bangen: Wird es meinen Beruf in zehn Jahren überhaupt noch geben? Autor und Keynote-Speaker Dennis Fischer sieht optimistisch in die Zukunft. Bei unserem „Read & Meet“ prognostizierte er, dass die sogenannten „Bullshit-Jobs“ verschwinden könnten. Aber viele Aufgaben haben weiterhin Bestand – vielleicht anders, als wir sie heute kennen. Neue Berufe entstehen definitiv. Was kann ich tun, um weiterhin für den Arbeitsmarkt attraktiv zu bleiben? Welches Mindset oder welche Skills tragen mich durch die kommenden Jahre?

Das Buch „Future Work Skills“

In deinem Buch „Future Work Skills“ beklagst du, dass die Universitäten nicht die Kompetenzen vermitteln würden, die wir für die Arbeitswelt der Zukunft bräuchten. Würdest du – nach deinem heutigen Wissensstand – nicht noch einmal studieren?

Vor allem würde ich nicht noch einmal BWL studieren. Das ist so ein bisschen etwas von allem, aber nichts richtig. Inhaltlich habe ich nur generisches Wissen gelernt, kein Expertentum aufgebaut. Wobei es natürlich Studiengänge gibt – Ingenieurswissenschaften, Medizin, Jura – dafür brauchst du ein Studium. Aber für Management-Tätigkeiten reichen eine Ausbildung und ein paar Weiterbildungen völlig aus. Wenn ich mehr Geschick und Affinität gehabt hätte, wäre vielleicht ein handwerklicher Beruf der allerbeste Weg gewesen. Diese Leute werden händeringend gesucht, auch in der Zukunft. Handwerker können richtig gutes Geld verdienen – und nach einem Arbeitstag siehst du, was du geschafft hast.

Dennis Fischer ist Trainer, Keynote-Speaker und Buchautor zum Thema „Future Work Skills“. Der 36-Jährige hat Internationales Management in Deutschland und Frankreich studiert, in zwei Berliner Start-ups und einem großen Konzern gearbeitet. Sein Wunsch war es immer, freiberuflich zu arbeiten, allerdings fehlte es ihm an Vorbildern in der Familie und zunächst auch an einer Geschäftsidee. Das änderte sich 2016, als Dennis den Sprung in die Selbständigkeit wagte. Er wohnt mit seiner Lebensgefährtin und einer kleinen Tochter in München. Sein Hobby ist Trailrunning in den Bergen, ein Langstreckenlauf abseits asphaltierter Straßen.

Das klingt sehr nach „Future Work Skills“ – so lautet auch der Titel deines neuen Buchs. Du schreibst über „Die 9 wichtigsten Kompetenzen für deine berufliche Zukunft“. Welche sind das?

Künstliche Intelligenzen und Roboter werden massiv in unser Arbeitsleben eingreifen und viele Aufgaben übernehmen. Daher stellt sich die Frage, was wir Menschen stattdessen in den nächsten Jahren machen werden. Wir sollten das tun, was wir besser können als die Maschine. Das sind Skills wie beispielsweise Empathie, Kreativität, Resilienz, kritisches Denken und noch ein paar mehr. Meines Erachtens sind das die Fähigkeiten, in denen der Mensch noch ein paar Jahrzehnte der KI überlegen sein wird.

Wie bist du auf das Thema gekommen?

Bei meinem letzten Buch „52 Wege zum Erfolg“ ging es mir um die Erfolgsformel der Vergangenheit. Ich habe mehr als 500 Ratgeber gelesen und geschaut – von den alten Stoikern bis heute – was die Top-Management-Berater empfehlen. Wie können wir im Leben erfolgreich werden? Und wie definiert man diesen Erfolg? Als ich an dem Buch arbeitete, gab es einen Moment, als ich auf dem Hometrainer saß, nebenbei eine WhatsApp geschrieben und parallel ein Hörbuch in 2,3-gehört habe. Ich dachte, ich wäre megaproduktiv. Dann fiel mir das Thema des Hörbuchs ein: „Nichts tun – Die Kunst, sich der Aufmerksamkeitsökonomie zu entziehen“ von Jenny Odell. Ein sehr gutes Buch. Ich bin dann abgestiegen und habe mir überlegt, was sind denn eigentlich die Skills, die wir in Zukunft brauchen? Geht es wirklich darum, uns immer weiter zu optimieren? Das ist immer noch so ein Hype, seinen Körper zu optimieren, produktiver zu sein, immer mehr zur Maschine zu werden. Aber das bringt ja nichts, denn mit der Maschine werden wir nicht mithalten können. Daher lasst uns doch darauf fokussieren, was den Menschen ausmacht. Später habe ich angefangen, viele Interviews zu führen, Studien zu lesen, um herauszufinden, was die Skills der Zukunft sind. Interessanterweise sind es die ältesten Skills der Menschheit, die wieder wichtig werden: Storytelling ist so ein Beispiel. Geschichten hat man sich schon vor Zehntausenden von Jahren am Lagerfeuer erzählt. Jetzt auf einmal ist Storytelling der neue Trend des 21. Jahrhunderts. Denn wir brauchen in unseren Finanzabteilungen keine Controller mehr, die irgendwelche Tabellen zusammenfügen und Verweise machen. Das kann die Software inzwischen selbst. Aber die Zahlen interpretieren und in Geschichten verpacken, um andere Menschen zu überzeugen und Handlungen abzuleiten – das sind die Skills, die wir brauchen, denn das kann der Computer noch nicht.

Es gibt inzwischen KI-basierte Programme, die Romane schreiben können. Was ist denn davon zu halten?

Das habe ich noch nicht selbst ausprobiert, kann mir aber vorstellen, dass das gut funktioniert. Das Spannende daran ist nicht nur, dass die KI versucht, Romane zu schreiben. Sondern diese Idee von Amazon, dich dabei zu filmen, während du das von der KI gerade Geschriebene liest. Dann fließt dein Feedback direkt in den Prozess ein: Etwa, wenn du gelangweilt aussiehst und anfängst, etwas anderes zu tun – oder total gefesselt bist. Entsprechend verändert sich der Verlauf des Romans. Während du noch liest, die KI die Geschichte in Echtzeit um. Damit du dranbleibst. Individualisierung hat in den letzten Jahrzehnten extrem zugenommen. Niemand will mehr das schwarze Auto kaufen, das alle haben, sondern lieber etwas Individuelles. Wir wollen etwas Besonderes sein. Das wird sich in Zukunft immer mehr durchsetzen.

Wir ahnen bereits, inwiefern sich unsere Arbeitswelt durch KI verändern wird. Welche neuen Berufe könnten denn entstehen?

Das ist schwer zu sagen, denn vor 20 Jahren hätte sich auch niemand ausmalen können, dass es einmal den Berufs des YouTubers oder der UX-Designerin geben wird. Was in den nächsten fünf bis zehn Jahren neu entstehen wird, wäre etwa die Ausstatterin für virtuelle Räume. Das sind Aufgaben, die mit dem gerade entstehenden Metaversum verbunden sind, der digitalen Realität des Facebook-Konzerns Meta.

Niemand wird im gleichen Raum und mit dem gleichen Outfit herumlaufen wollen. Das müssen Leute entwickeln. Weiteres Beispiel: Datenmüll-Recycler. Wir produzieren so viel Datenmüll, der aber noch einen Wert hat, wie etwa unsere Daten von Google oder Amazon. Diese durchzusehen, zu filtern und weiterzuverkaufen – das wird sicher ein neuer Beruf sein. Auch eine interessante Aufgabe wäre der Lerncoach. Lebenslanges Lernen ist eine wichtige Fähigkeit der Zukunft. Es muss jemanden geben, der die für dich sinnvollen Fortbildungen heraussucht. Ich habe mir gerade eine dreitägige Weiterbildung gebucht. Ich habe den Coach auf YouTube gefunden, war bei ihm auf der Website, fand das Thema interessant.

Aber ob, das nun genau das Richtige ist und mich in meiner jetzigen Lebenssituation weiterbringt, weiß ich nicht. Besser wäre, wenn jemand das gesamte Lernangebot bereits vorsortiert hätte und mir sagen könnte: Hey, du solltest zu diesem Coaching gehen oder diesen Online-Kurs mitmachen, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Lebenslanges Lernen, Dinge anders angehen – was rätst du Menschen, die ganz große Schwierigkeiten haben, etwas umzusetzen, von dem sie schon lange wissen, dass sie es dringend tun müssten?

Das ist etwas platt, aber ich bin kürzlich wieder über „The Five Second Rule“ von Mel Robbins gestolpert. Sie schreibt, um ins Handeln zu kommen, müssen wir aus dieser Dauerschleife unserer Routinen und Gedanken herausfinden. Wenn ich morgens aufstehen will, um joggen zu gehen, ob ich anfangen will, meine Präsentation zu erstellen oder ob ich mich trauen will, eine Frau oder einen Mann anzusprechen – ich muss es schaffen, zu handeln. Dann stelle ich mir vor meinem geistigen Auge einen kleinen Countdown vor. Ich zähle von Fünf auf Eins hinunter. Fünf, Vier, Drei, Zwei – und wenn ich bei Eins angekommen bin, lege ich los. Das führt tatsächlich dazu, dass ich aus dieser fatalen Gedankenschleife herausfinde, rein in den präfrontalen Cortex komme, wo die Vernunft sitzt, der Teil des Gehirns, mit dem wir planen und bewusst nachdenken. Das ist nicht die Lösung aller Probleme, aber einen Versuch wert, sich selbst zu überlisten.

Dennis, vielen Dank für das Gespräch!

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