Kamele statt Einhörner: von afrikanischen Start-ups lernen

Gelingt es Start-ups in westlichen Ländern, Investorengelder einzusammeln, gilt das als Ritterschlag. Statistiken zeigen allerdings: US-Start-ups verfügen zwar über das meiste Venture Capital, haben aber die kürzeste Lebensdauer. 65 Prozent der US-Start-ups scheitern in ihren ersten zehn Jahren. In Afrika ist das Verhältnis genau umgekehrt:

frans-van-heerden_pexels

Afrikanische Start-ups haben die geringsten Investorengelder, aber weltweit die längste Lebensdauer. Warum ist das so?

Dieser Frage sind eine nigerianische Beraterin und ein nigerianischer Management-Dozent auf den Grund gegangen. Sie haben erstaunliche und lehrreiche Antworten gefunden und veröffentlicht (Glory Enyinnaya, Olamitunji Dakare: „What African Fintech Startups Can Tach Silicon Valley About Longevity, Mai 2023). Das Geheimnis könnte darin liegen, dass sich die afrikanischen Start-ups weniger darauf ausrichten, Kapitalgebern zu gefallen, sondern darauf, dem stetigen Wandel gerecht zu werden. Die besondere Fähigkeit, immer wieder Veränderungen anzustoßen, zeichnete die afrikanischen Start-ups aus.

Die Strategien der afrikanische Start-up:

Identifiziert wurden im Einzelnen drei Strategien, die afrikanische Start-ups auszeichnen und erfolgreich machen:

  • Die afrikanischen Gründer legen viel mehr Wert darauf, gute Marketingmaterialien wie Angebote, Sales-Schreiben und Websiten zu entwickeln. Diese Bemühungen führen dazu, dass sie oft schon im ersten Jahr von ihren Umsätzen leben können. Start-ups in westlichen Ländern konzentrieren sich oft stärker drauf, ein Storytelling aufzubauen, das sie gegenüber Investoren attraktiv macht.
  • Afrikanische Start-ups betreiben zudem eine Community-orientierte Kommunikation, setzen auf einflussreiche Personen und strategische Allianzen.
  • Sie haben einen anderen Blick auf Bewertung: „Für die meisten afrikanischen Start-ups sind gute Bewertungen nicht daran geknüpft, ob sie mit den Zielen der Investoren übereinstimmen, sondern, ob sie in ihr Umfeld passen.“ Daher feiern sie beispielsweise Meilensteine wie Zertifizierungen oder behördliche Genehmigungen, da diese aus ihrer Sicht ein besserer Indikator dafür sind, das sie sich einen Namen gemacht haben.

Camels statt Unicorns  

Afrikanische Start-ups werden auch als „Camels“ #camelstartup bezeichnet.

„Kamele sind in der Lage, lange Zeit ohne Nahrung zu überleben, der sengenden Wüstenhitze standzuhalten und sich an extreme Klimaschwankungen anzupassen. Sie überleben und gedeihen in einigen der rauesten Regionen der Erde.“

Das Zitat aus dem Havard Business Review vergleicht afrikanische Start-ups mit Kamelen, die die Wüste mit sehr wenig oder gar keinem Wasser durchqueren können. Mit anderen Worten: sie brauchen keinen ständigen Investitionsstrom, weshalb sie im Jahr 2020 als Folge der Pandemie und des daraus resultierenden Investitionsrückgangs auf dem Markt an Präsenz gewonnen haben.

Mehr spannende Insights zum Thema „Afrikanische Gründerkultur“ bekommt ihr in unserem Wissens- und Content-Bereich:  

Start-ups in Afrika: modern, innovativ, digital 

In Afrika gibt es Fortschritt, Innovationsgeist und Unternehmertum – einen „African Dream“, den wir häufig nicht sehen, Die beiden preisgekrönten Autor:innen Sophia Bogner und Paul Hertzberg erzählen im COPETRI Interview, was sie auf ihrer vierjährigen Reise durch Afrika gesehen und erlebt haben und was wir daraus lernen können.

Interkulturelle Kompetenz: Von anderen Kulturen lernen  

Wir gewinnen sehr viel, wenn wir unsere Berührungsängste über Bord werfen und uns auf Menschen anderer Kulturen und Religionen einlassen. Die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, kann eine große Bereicherung sein – lies dazu unser Interview mit Gundula Gwenn Hiller.

COCON25

COPETRI CONVENTION

COPETRI