New Work Trends: Empowerment im Fokus

Die Coronapandemie hat New Work Auftrieb gegeben. Aus der Not heraus verbreitete sich Remote Work flächendeckend. Doch diese Flexibilisierung von Arbeitsort und -zeit empfanden viele Arbeitnehmer:innen bald als großen Gewinn – und das dürfte so bleiben. Doch New Work ist noch viel mehr: eine umfassende Idee sinnvoller Arbeit, die jedem Einzelnen und der Gesellschaft nützt. Bei einem solch breiten Feld stellt sich die Frage: Welche Trends und Entwicklungen prägen unsere Wirtschaft aktuell? 

Empowerment prägt New Work Trends

Wer die Frage nach den wichtigsten New Work Trends beantworten will, sollte zunächst auf das Verständnis des Begriffs New Work schauen. Dazu liefert das New Work Barometer 2023 der Berlin School of Management unter Leitung von Prof. Dr. Carsten Schermuly und Dr. Matthias Meifert Erkenntnisse: Hier liegt das Empowerment-Verständnis gemeinsam mit der Definition der New Work Charta auf dem ersten Platz.

Die New Work Charta benennt Freiheit, Selbstverantwortung, Sinn, Entwicklung und soziale Verantwortung als wichtigste Aspekte von New Work. Auf dem dritten Rang steht das Homeoffice als Synonym für New Work, was ein stark verkürztes Verständnis bedeutet. Abgeschlagen ist die ursprüngliche, sozialutopische Idee von Frithjof Bergmann. 

Hier zeigt sich, dass vor allem das Streben nach psychologischem Empowerment und Selbstverantwortung die aktuellen New Work Trends prägt. Dazu zählen in der Praxis flexible Arbeitsmodelle bezüglich Zeit und Ort, womit sich auch das hohe Ranking des Homeoffice im Barometer dann doch erklären lässt. Auch wenn der Trend zu mehr Autonomie nicht neu ist, sieht es so aus, dass er sich aktuell noch deutlich verstärkt. 


Der Begriff „psychologische Empowerment“ bezeichnet das Erleben von Sinn, Selbstbestimmung, Einfluss und Kompetenz. Er geht zurück auf Gretchen Spreitzer, Managementprofessorin an der Universität von Michigan. Sie hat mit der Einführung des Begriffs im Jahr 1995 eine beachtliche Forschung angestoßen. Studienergebnisse weisen darauf hin, dass sich psychologisches Empowerment positiv auf Arbeitszufriedenheit, Bindung an das Unternehmen und die Leistung der Mitarbeitenden auswirkt.
 

New Work Trends verändern Führung und Kultur 

Die Ausrichtung auf Empowerment und Autonomie wirkt sich stark auf die Ansprüche an Führung aus. Es ist demnach eine wichtige Aufgabe von Leadership, die Selbstverantwortung und Selbstorganisation der Mitarbeitenden zu stärken. Das gelingt nur, wenn Führungskräfte ihrerseits bereit und fähig sind, Verantwortung abzugeben. Diese Veränderungen fordern auch neue Formen der Organisationsstruktur und Zusammenarbeit. Ein Beispiel hier ist das rollenbasierte Arbeiten, in dem die jeweilige Rolle auch mit der entsprechenden Entscheidungsbefugnis ausgestattet wird. 

Die Ausrichtung auf Empowerment verändert auch die Kultur des Unternehmens. Da die Veränderungen stark und grundlegend sind, haben sie transformatorischen Charakter. Insofern wirkt sich New Work einerseits auf die Kultur des Unternehmens aus und erfordert andererseits auch eine neue, andere Kultur.

Konkret sind hier neben einer grundlegenden Vertrauenskultur transparente Kommunikation und offene Fehlerkultur zu nennen. Denn wenn Menschen Verantwortung in neuen Feldern übernehmen, werden ihnen zunächst auch Fehler passieren. Werden diese als Lernmöglichkeit begrüßt und entsprechend behandelt, kann sich die Organisation stetig weiterentwickeln und auch innovativ sein.  

Maßnahmen fördern Empowerment

Neben der Erneuerung von Kultur und Führung sind Unternehmen natürlich auch gefordert, die Selbstbestimmung und -organisation ihrer Mitarbeitenden mit konkreten Maßnahmen zu ermöglichen und zu fördern. Die Flexibilisierung von Arbeitsort und -zeit durch Remote Work hat bereits viel bewirkt. Weitere Lösungen sind zum Beispiel agile Methode wie Scrum, Kanban, Design Thinking oder Lean Startup sowie die Management-Methode Objectives and Key Results (OKR).  

Die Ausstattung mit zeitgemäßen und sinnvollen Technologien dient ebenso dazu, den Anspruch von New Work zu erfüllen. Digitalisierung und New Work standen schon immer in engem Zusammenhang miteinander. Aktuell spielt Künstliche Intelligenz in fast allen Wirtschaftsbereichen eine herausragende Rolle. Sehr viele Unternehmen beschäftigen sich damit, was KI für sie selbst und unsere Wirtschaft bedeutet. 

Lernen, lernen, lernen 

Wenn sich Unternehmen im Rahmen von New Work fortlaufend transformieren, kommt Lernen eine zentrale Bedeutung zu. Wo immer neue Arbeitsweisen, Methoden, Technologien, Prozesse, Entscheidungswege, Vereinbarungen und vieles mehr auftaucht, ist zunächst eine grundsätzliche Offenheit und Akzeptanz für stetige Veränderung nötig. In Zusammenhang mit Empowerment kommt hinzu, dass Mitarbeitende zunehmend selbstbestimmt lernen – und auch das will erst einmal gelernt sein. So müssen einerseits Unternehmen in Learning & Development investieren, und andererseits Mitarbeitende eine hohe lebenslange Lernbereitschaft mitbringen. Damit haben sie die Chance, ihre persönlichen Stärken weiterzuentwickeln und ihr Potenzial zu entfalten. 

New Work Trends: Blick in die Zukunft 

Aktuell verschiebt sich das Verständnis von New Work also vor allem hin zu mehr Empowerment, Flexibilität und Selbstbestimmung. Welche weiteren New Work Trends lassen sich für die Zukunft erkennen? Dazu hat das Zukunftsinstitut vier Thesen aufgestellt:

  1. Sinn rückt in den Fokus: In Zukunft werden Maschinen – vor allem Künstliche Intelligenz – eine Vielzahl anstrengender, monotoner und repetitiver Arbeiten erledigen. Damit werden urmenschliche Fähigkeiten wie Kreativität und Empathie wieder bedeutsamer. Nur mit ihnen lassen sich die Zukunftsaufgaben lösen. Damit rückt der Sinn von Arbeit wieder in den Fokus.
  2. Die 30-Stunden-Woche kommt :Skandinavische Länder leben schon heute nach der Maxime: Weniger ist mehr. Arbeitszeit wird nicht als flexibles Kontingent verstanden. Sie kann sich individuellen Situationen und Lebensphasen anpassen. Die 30-Stunden-Woche als Vollzeitmodell macht Studien zufolge mitunter produktiver und senkt Krankenstände.
  3. Remote Work wertet das Büro auf: In Zukunft wird Remote Work eine neue Zuordnung von Arbeit und raum ermöglichen: Während das Homeoffice für konzentrierte Arbeiten ideal ist, wird das Büro zum Hub für Co-Creation und Co-Working. Es bietet reale zwischenmenschliche Beziehungen und echte Unternehmenskultur. Hier werden Unternehmenswerte gelebt, das Wir-Gefühl gepflegt und gemeinsam Neues geschaffen.
  4. Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance: Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit ist schwierig, denn eine Seite kommt immer zu kurz. Work-Life-Blending entzerrt diesen Konflikt: Wo die Grenze zwischen Arbeits und Privatleben verschwindet, können persönliche Bedürfnisse im Tagesverlauf besser berücksichtigt werden. Das schafft nicht nur Entspannung und mehr Lebensqualität, sondern steigert auch die Freude an der Arbeit. 
  5. In Bezug auf den letzten Punkt sind allerdings auch neue Kompetenzen nötig. Denn die verschwimmende Grenze zwischen Arbeit und Privatleben kann auch belastend sein. Sich gut zu regulieren, für sich selbst zu sorgen und mitunter eben doch eine klare Grenze ziehen zu können – diese Fähigkeiten gehören zu den Future Skills. 

In Bezug auf den letzten Punkt sind allerdings auch neue Kompetenzen nötig. Denn die verschwimmende Grenze zwischen Arbeit und Privatleben kann auch belastend sein. Sich gut zu regulieren, für sich selbst zu sorgen und mitunter eben doch eine klare Grenze ziehen zu können – diese Fähigkeiten gehören zu den Future Skills. 

Eine Fülle von Chancen

Die Betrachtung der New Work Trends ergibt ein Bild mit vielen positiven Implikationen: Wenn Menschen in ihrem Job echtes psychologischen Empowerment und Selbstbestimmung erleben, können sie zufriedener, gesünder und leistungsfähig sein. Das wird sich auch auf unsere gesamte Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Insofern liegt das aktuelle Verständnis von New Work womöglich gar nicht so weit entfernt von der ursprünglichen Idee Bergmanns, nach der Menschen die Arbeit tun sollten, die sie wirklich wollen. 

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