New Work 2024: Purpose – Autonomie – Beziehungen – Anerkennung
New Work 2024 – Gabriela Bedinelli im Interview bei COPETRI
Gabriela, unter New Work kursieren sehr verschiedene Ideen und Konzept. Was verstehst du persönlich darunter?
New Work ist für mich eine Möglichkeit, um Räume für Innovationen zu schaffen, die unseren menschlichen Bedürfnissen dienen. Wie wir wissen, hat sich die Welt durch Technologie und Globalisierung enorm geändert. Das hat großen Einfluss darauf, wie wir die Welt sehen, in der wir uns gegenseitig begegnen und unsere Bedürfnisse ausleben. Vor 50 Jahren hat sich die Mehrheit der Weltbevölkerung darauf konzentriert, ihre grundsätzlichen Bedürfnisse nach der „Maslowschen Bedürfnispyramide“ zu befriedigen. Heute haben die Menschen noch andere Bedürfnisse darüber hinaus.
Wir reden hier über unsere Beziehungen zueinander, um Selbstverwirklichung. Wir wollen eine Gesellschaft sein, die Freiheiten genießt und mit einer Stimme spricht, die gehört wird. Das vergrößert unsere Autonomie, unser Können, unseren Purpose. Die heutige Gesellschaft strebt ein Leben nach eigenen Werten an. New Work will konkrete und effektive Veränderungen in der Arbeitswelt erschaffen, und zwar angepasst an die neuen Bedürfnisse unserer modernen Gesellschaft.
Welchen New Work Trend 2024 findest du aktuell besonders spannend?
Die digitale Transformation unserer täglichen Routinen und die Künstliche Intelligenz sind sicherlich die interessantesten Neuerungen. Nun müssen wir als Anwendende diskutieren und entscheiden, wie wir diese neuen Tools nutzen wollen. Wir müssen Energie und Mühe dafür verwenden, herauszufinden, wie wir diese Möglichkeiten in unsere Arbeitsprozesse einbinden können. Nach den zehn Jahren, die ich im Bereich HR und Talentmanagement gearbeitet habe, begeistere ich mich am meisten dafür, eine gemeinsame Kultur der Zusammenarbeit zu schaffen.
Wir können unsere Mitmenschen dazu motivieren, sich weniger als Konkurrenten oder sogar Feinde zu begreifen, sondern vielmehr als Mitstreiter, um etwas Neues von größerer Wirkkraft aufzubauen. Gemeinsam können wir mehr erreichen als allein. Wir brauchen einen Rahmen, der dieses gemeinsame Wachstum unterstützt. Das kann auch das Wachstum jedes einzelnen Individuums befeuern. Wenn wir die vier Säulen aus Purpose, Autonomie, Beziehungen und Anerkennung leben, schaffen wir eine bessere Arbeitsumgebung für Individuen und holen das Beste aus ihnen heraus.
Welche aktuelle Herausforderung beobachtest du bei der Umsetzung von New Work?
Meine tägliche Arbeit besteht darin, Unternehmen zu unterstützen, ihre ganz eigene Unternehmenskultur zu entwickeln. Ich meine damit nicht, dass es eine richtige und eine falsche Kultur gibt. Viele Unternehmen merken, dass es nicht reicht, ein schönes Motto an die Wand ihrer Eingangshalle zu malen.
Die Menschen wollen tatsächlich ihre Werte und in Anlehnung an die Unternehmenskultur leben. Sie akzeptieren es nicht mehr, wenn sie dagegen handeln oder entscheiden sollen. Die Herausforderung für Unternehmen besteht darin zu verstehen, dass sie eine wahrhaftige, eine echte Unternehmenskultur benötigen. Manchmal braucht es weniger der schönen Worte als vielmehr Wahrhaftigkeit. Wir sprechen viel über Hybrid Work – Unternehmen müssen sie als Realität anerkennen, anstatt sie zu bekämpfen.
Auch ein großes Thema ist die digitale Transformation. Sie bringt große Veränderungen für die Menschen in Unternehmen mit sich. Wir müssen darüber reden, wie wir menschliche Fähigkeiten wie Empathie und das Gefühl von Verbundenheit, die die Technologie nicht vollständig ersetzen kann, sinnvoll mit der Technik kombinieren können.
Eine weitere große Herausforderung sehe ich in den Führungskräften globaler Unternehmen, in ihrem Mindset. Jedes menschliche Wesen hat ein unterschiedliches Level von Bewusstsein. Das bedeutet nicht, dass es ein besseres oder ein schlechteres Mindset gibt, denn jeder ist einfach anders. Manche Führungskräfte tun sich sehr schwer mit New Work, und insbesondere damit, Autonomie zuzulassen.
Viele Studien beweisen, dass Autonomie sehr stark mit Engagement korreliert. Dafür müssen die Führungskräfte Kontrolle abgeben. Es kann keine völlige Kontrolle über Arbeitsweise und Endergebnis geben. Dafür sind viele Leader noch nicht bereit, befürchte ich. Die Veränderung ihres Mindsets wird zu einer der größten Herausforderungen.
Auf der DIGICON sprichst du über „Redefining our working dynamics: The transformative power of Collective Meaning“. Welche Kernbotschaft möchtest du den Teilnehmer:innen mitgeben?
Ich möchte gern über die Wichtigkeit der sozialen Veränderungen der letzten Jahrzehnte und ihren tiefgreifenden Auswirkungen auf die Dynamik heutiger Arbeitsformen sprechen – natürlich aufgrund von neuesten Theorien und Zahlen.
Außerdem werde ich in das Konzept der “Collective Meaning” eintauchen, einem transformativen Ansatz, von dem ich glaube, dass er essenziell ist, um unsere Arbeitsbeziehungen zu verbessern. Um die Definition und die praktische Anwendung der vier wichtigen Säulen, die ich bereits beschrieben habe, zu verdeutlichen, liefere ich Beispiele aus den Interviews, die ich weltweit mit Vordenkern geführt habe. Diese Keynote ist nicht nur geeignet, um zu informieren und zu inspirieren, sondern auch, um die Anwesenden mit Strategien zur Umsetzung von New-Work-Modellen zu versorgen.
Gabriela, vielen Dank für das Gespräch!