New Work beginnt bei den Führungskräften 

New Work und digitale Transformation gelingen nur, wenn Führungskräfte es wirklich wollen. Das zeigen Beispiele vieler Unternehmen, die die Transformation bereits erfolgreich umgesetzt haben. Gleichzeitig tun sich die meisten Führungskräfte schwer mit der Digitalisierung. Laut einer Umfrage der BWA Akademie stoßen 89 Prozent der Manager:innen bei der Digitalisierung an ihre Grenzen. Unser DIGICON24-Speaker Georg Redekop zeigt, woran es liegt und wie Führungskräfte ihre Blockaden und Überforderung überwinden können. Dazu verwendet er viele konkrete Beispiele aus der Praxis und eine bilderreiche Sprache. Information und Unterhaltung – two in one!

New Work, Führungskräfte Transformation

Georg Redekop im Interview zum Thema: New Work

Georg, welchen Ansatz für Innovationsmanagement verfolgt ihr in der Digitalagentur Niedersachsen?  

Unser Motto ist Innovation durch Vorbild. Wir wollen Vorbild sein und so unseren Innovationsansatz leben. Für uns ist es wichtig, dass wir die Menschen mit Ideen versorgen, auch, indem wir Leute aus verschiedenen Branchen zusammenbringen. Sie zeigen sich dann gegenseitig, wie sie Probleme auf ihre unterschiedliche Art lösen.  

Manchmal stehen wir vor einem Problem wie der Ochse vorm Berg und wissen nicht, wie wir es anpacken können. Ein frischer Blick von außen hilft in vielen Fällen.  

Ein schönes Beispiel ist der niedersächsische Lattenrosthersteller Thomas GmbH + Co. Sitz- und Liegemöbel. Als die Verantwortlichen feststellten, dass sie mit ihren bisherigen Fertigungsverfahren ihren innovativen Lattenrost „lattoflex®“ nicht produzieren konnten, machten sie sich auf die Suche nach branchenfremden Ansätzen. Es erforderte eine automatisierte, modulare Fertigungslinie.

Fündig wurden sie in einer Branche, die diese Art der Fertigung bereits seit Jahrzehnten beherrscht: die Automobilindustrie. Ein Video auf YouTube zeigt, wie sich das Unternehmen neu erfinden musste. Sehr empfehlenswert, denn so kann Transformation von traditionsreichen Branchen gelingen.  

Wie lässt sich Kultur verändern, um die Innovationskraft zu stärken?  

Hier können uns die Erkenntnisse des israelisch-US-amerikanischen Psychologen Daniel Kahneman einen klugen Anfasser liefern. Er führte ein Lotto-Experiment durch, bei dem er die Probanden in zwei Gruppen aufteilte. Den einen hat er die Lotto-Zahlen vorgegeben, die anderen durften sich ihre Zahlen selbst aussuchen. Am Ende kam es aber gar nicht zu der Lotterie, sondern Kahneman bot den Probanden an, ihre Lotto-Scheine abzukaufen.  

Dabei machte er eine interessante Beobachtung. Diejenigen, die die Lottozahlen vorgegeben bekommen haben, waren gern bereit, diese für einen gewissen Geldbetrag wieder zurückzugeben. Aber diejenigen, die sich die Zahlen selbst aussuchen durften, hatten bis zu fünfmal höhere Gewinnerwartungen und entsprechende Vorstellungen, was ihre Lottoscheine wert sein könnten.  

Die Erklärung war folgende: Wenn Menschen auf etwas Einfluss nehmen können, schätzen sie den Wert dieser Sache höher ein. Auf deine Frage bezogen bedeutet das, wenn ein Unternehmen einen Zukunftsplan geschmiedet hat, sollte es diesen Plan nehmen und ihn noch einmal gemeinsam mit den Mitarbeitern „neu schmieden“. Es ist wichtig, dass die Gedanken und Ideen von ihnen in den Plan miteinfließen.

Sonst haben sie größere Probleme, sich mit der Vision und den Zukunftsbildern des Unternehmens zu identifizieren. Mitarbeiter ziehen eher bei einem Transformationsprozess mit, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas von ihnen selbst darin steckt. Auch halten sie dann länger durch und geben dem Transformationsprozess eine höhere Wertigkeit.  

Welche Rolle spielt für dich Nachhaltigkeit bei Innovationen?  

Ich bin von Haus aus Ingenieur. Bei uns Ingenieuren ist es so, dass wir in Systemen denken. Wir beschreiben alles in Systemen und versuchen Systeme zu entwickeln, die die Probleme möglichst nachhaltig lösen.  

Nehmen wir vor diesem Hintergrund den Wald, den man auch als System beschreiben kann. Wer nur so viele Bäume fällt, wie nachwachsen können, sorgt dafür, dass das System „Wald“ im Gleichgewicht bleibt. Wer hingegen das System dauerhaft überbelastet, indem er mehr Bäume fällt, als nachwachsen können, der sorgt dafür, dass das System irgendwann kollabiert.  

Das heißt, wir sollten bestrebt sein, innovative Systeme zu entwickeln, die ein Problem dauerhaft lösen, ohne dass sie dabei ein neues Problem entstehen lassen. Das ist nicht immer einfach, da wir ein oder zwei Schritte vorausdenken müssen. Aber genau deswegen sind wir ja hier. Um Probleme zu lösen.  

Übrigens, der Begriff „Nachhaltigkeit“ kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. 

Georg Redekopp

Mehr zu Georg Redekop

Georg Redekop ist studierter Wirtschaftsingenieur für Elektrotechnik und Themenmanager Digitale Arbeitswelt bei der Digitalagentur Niedersachsen. Der Keynote Speaker, Buchautor und Berater hat sich auf die Themen Führung, Digitalisierung und Investments spezialisiert. Für Georg ist Digitalisierung ein People-Business und er will die Menschen für das Neue begeistern. 

Auf der DIGICON sprichst du über „Führungskräfte und digitale Transformation“. Welche Kernbotschaft möchtest du den Teilnehmer:innen mitgeben?  

Als Führungskraft beginnt immer alles bei dir! Deine Aufgabe ist es, die Menschen „vermögend“ zu machen. Sie müssen die Fähigkeit, die Kraft, die Energie haben und in der Lage sein, das, was auf dein Unternehmen zukommt, zu meistern. Dazu möchte ich noch eine Geschichte erzählen, um den komplexen Sachverhalt greifbarer und emotional verständlicher zu machen:  

Der Organist einer Kirchengemeinde erreichte das Rentenalter und sollte durch einen Jüngeren ersetzt werden. An dem Tag, an dem der Neue kam, spielte der alte Organist sein letztes Stück, schloss danach die Orgel ab und wollte gerade die Kirche verlassen. Der neue Orgelspieler sprach ihn an: Haben sie nicht etwas vergessen? Den Schlüssel zur Orgel? Im Gesicht des Alten spielten sich die Emotionen seines ganzen Lebens ab, Tränen rannen über sein Gesicht. Es fiel ihm sichtlich schwer, den Schlüssel rauszurücken.  

Wenige Tage später gab der Neue sein Debüt und spielte, wie es noch keiner in der Kirchengemeinde gehört hatte. Auch der alte Orgelspieler saß im Publikum. Wieder liefen ihm die Tränen, doch diesmal waren es Tränen der Freude. So virtuos war das Spiel des Neuen und der Alte freute sich, ihm Platz gemacht zu haben. Der Neue war nämlich Johann Sebastian Bach – eine Koryphäe, die wir alle kennen.  

Auf meinen Vortrag übertragen, bedeutet das: Führungskräfte sind der Schlüssel zum Erfolg. Sie müssen Platz machen und ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich zu entfalten. Denn von ihnen hängt der Erfolg ab.  

Vielen Dank für das Gespräch, Georg! 

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