Wie nachhaltige Zukunftsfähigkeit gelingt #2
Das IMD World Competitiveness Ranking
Deutschland und Österreich ordnen sich im vorderen Drittel, hinter Ländern wie Dänemark, den USA und Luxemburg, und die Schweiz sogar unter den Top Ten ein.
Deutschland liegt dabei bereits zum dritten Mal in Folge auf Platz 17 von 63, Österreich auf Platz 16 und die Schweiz auf Platz 3.
Was zeichnet Unternehmen aus den Ländern auf den vorderen Rängen aus? Folgt man den Bewertungskriterien des IMD, fokussieren sie vor allem auf zwei Ebenen:
- Unternehmensebene
Der Fokus auf die Steigerung des Unternehmenswertes durch ein flexibles Geschäftsmodell mit kundenorientierten Produkten/Services sowie einer innovativen Unternehmensstrategie. - Mitarbeiterebene
Die Schaffung von persönlicher Weiterentwicklung für die Mitarbeiter:innen, inklusive der dazu passenden Unternehmenskultur, Prozesse und Tools.
Nachhaltige Zukunftsfähigkeit
Matchmaker für Zukunftsfähigkeit sind folglich die Bereiche Innovation, Transformation und People.
Schauen wir uns diese Themen einmal genauer an.
Der Kunde ist König – natürlich brauchen Unternehmen kundenzentrierte Produkte und Services, um am Markt erfolgreich zu sein. In unseren schnelllebigen, Technologie getriebenen Zeiten ist ein flexibles Geschäftsmodell mit einer dynamisch am Branchengeschehen ausgerichteten Unternehmensstrategie wichtig. Immer up-to-date zu bleiben und finanziell wie konzeptionell in die Produktentwicklung zu investieren, sind elementar. Noch vor wenigen Jahren wäre die Unternehmensstrategie mit diesem Ansatz vollständig gewesen.
Doch angesichts des Fachkräftemangels und Wertewandels rücken heute die Mitarbeiter viel stärker in den Mittelpunkt. So ist es unerlässlich, auch das Thema „Innovation“ aus der Managementperspektive zu betrachten.
Schließlich braucht es ein innovatives Mindset und ein frisches Brain, um ein Produkt-Portfolio zu entwickeln, dass mindestens am Puls der Zeit, optimalerweise sogar immer einen Schritt voraus ist. Gut ausgebildete Talente können sich in vielen Branchen aussuchen, für welchen Betrieb sie arbeiten möchten. Entsprechend stellen sie breitere Anforderungen an ihren Arbeitgeber als nur ein angemessenes Gehalt.
Kostenlose Getränke und Obstkörbe gelten inzwischen fast ebenso als selbstverständlich, wie übertarifliche Urlaubstage und flexible Arbeitszeiten. Umso mehr sind Unternehmen gefragt, die Employee Experience ganzheitlich zu betrachten. Die Mitarbeiter:innen wünschen sich klare persönliche Entwicklungsperspektiven und die dazu passenden Rahmenbedingungen, um sich langfristig an ein Unternehmen zu binden. Zu den Rahmenbedingungen gehören dabei sowohl die Unternehmens- und Führungskultur als auch die Organisationsprozesse mit modernen Technologien und Tools.
Habt ihr während des Lockdowns von Zuhause gearbeitet? Von vielen Betrieben wurden rasch die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen. In der Tageszeitung „Die Zeit“ schilderten daraufhin mehrere Angestellte ihr „new normal“:
„Man hat im Homeoffice permanent ein unterschwelliges schlechtes Gewissen. Seitens der Geschäftsführung gibt es keine Unterstützung, es werden zusätzlich Hürden aufgebaut […]. Das Misstrauen ist deutlich zu spüren.“ Oder „Bei uns wird das Homeoffice als erschlichene Freizeit angesehen.“
Silodenken ist out, übergreifende Zusammenarbeit ist in!
Um agil zu werden, sind schnelle Entscheidungswege und digital gestützte Administration unabdingbar. Silodenken hat dabei keine Zukunft. Hingegen ermöglichen abteilungsübergreifende Teams mit klaren Aufgaben und Verantwortungsbereichen rasches Feedback mit wenig Streuverlust. Die Basis dafür legt eine auf Kollaboration und Eigenverantwortung ausgerichtete Unternehmenskultur.
„Lust auf Neues“ und ein offenes Mindset ermuntern zum „Um die Ecke denken“, wenn Fehler als Lernmöglichkeit auf dem Weg zum Erfolg gesehen werden. Gute Rahmenbedingungen bedeuten auch ein gutes Miteinander, eben weg von Command and Control, hin zu Enablement, Engagement und Trust.
Verantwortung tragen Unternehmen dabei nicht nur für ihre Mitarbeiter:innen. Angetrieben durch Bewegungen wie „Fridays for Future“ rücken die jüngeren Generationen unser Bewusstsein für Klimawandel und gesellschaftliche Entwicklungen stärker in alle Lebensbereiche. So sind Unternehmen heute mehr denn je gefordert, ihr Handeln im Hinblick auf Umwelt- und Klimaverträglichkeit immer wieder zu reflektieren und ihren global Footprint zu reduzieren, wann immer es möglich ist.
Zukunftsfähigkeit lässt sich jedoch nicht nachhaltig gestalten, wenn die drei maßgeblichen Bereiche isoliert betrachtet werden.
Um mit der Veränderungsdynamik in Wirtschaft und Gesellschaft Schritt zu halten – und sie bestenfalls proaktiv mitzugestalten – ist die themenbezogene Verzahnung von Innovation, Transformation und People der logische next Step.
Dabei geht es vor allem darum, voneinander zu lernen und die Schnittmengen gemeinsam zu denken und umzusetzen. Bisher tauschen sich die rund sieben Millionen Beschäftigen aus den drei Bereichen im deutschsprachigen Raum kaum miteinander aus, weder unternehmensintern noch extern. Doch die Frage danach, wie wir schon heute das Unternehmen von Morgen und die dazugehörige Arbeitswelt entwickeln können, kann nur beantwortet werden, wenn wir gemeinsam in den Dialog treten.
Wandel braucht Offenheit, Verständnis und Mut. Umso wichtiger ist es, die unterschiedlichen Ansichten und Perspektiven an einen Tisch zu bringen und Brücken zu bauen. Dabei entstehen die kreative Energie und positive Schubkraft, die Unternehmen aller Größen und Branchen für eine nachhaltige, resiliente Zukunft brauchen.