DIGICON Speaker Rainer Karcher im Interview zu KI und Nachhaltigkeit

Wie können Unternehmen KI und Nachhaltigkeit strategisch verbinden, um eine zukunftsfähige Transformation zu meistern? Rainer Karcher, CEO der Heartprint GmbH und „Klimaaktivist im Anzug“, gibt Einblicke in Chancen, Herausforderungen und Best Practices der Twin Transformation.

KI und Nachhaltigkeit (1)
DIGICON Speaker Rainer Karcher im Interview zu KI und Nachhaltigkeit

KI und Nachhaltigkeit: Chancen, Herausforderungen und Best Practices der Twin Transformation

 
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Implementierung von KI in Unternehmen? Warum ist es wichtig, beide Aspekte – KI und Nachhaltigkeit – zusammenzudenken?  
 
Nachhaltigkeit spielt für mich eine zentrale Rolle bei der Implementierung von KI, da sie Unternehmen dazu motiviert, ressourcenschonende und verantwortungsvolle Technologien zu nutzen. Ich bin überzeugt, dass KI enorme Potenziale bietet, um nachhaltige Ziele wie Energieeffizienz oder CO₂-Reduktion zu erreichen, aber wir dürfen dabei ihren eigenen Energieverbrauch nicht außer Acht lassen. Für mich ist es essenziell, KI und Nachhaltigkeit gemeinsam zu denken, denn nur so gelingt eine Twin Transformation, die wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist. 

Effizienz trifft Verantwortung: Wie kann man sicherstellen, dass KI-Anwendungen nicht nur effizient und innovativ, sondern auch nachhaltig gestaltet werden? Welche Faktoren sind dabei besonders entscheidend?  
Für mich ist entscheidend, dass KI-Anwendungen von Anfang an unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten entwickelt werden – vom Design bis zum Betrieb. Transparenz im Energieverbrauch, die Nutzung erneuerbarer Energien für Rechenzentren und ein verantwortungsvoller Umgang mit Daten sind dabei zentrale Faktoren. Ebenso wichtig ist es, die sozialen und ethischen Auswirkungen zu berücksichtigen, damit KI nicht nur effizient und innovativ ist, sondern auch einen positiven Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft leistet. 

Twin Transformation – Das Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Wie tragen Digitalisierung und Nachhaltigkeit gemeinsam zur Transformation von Unternehmen bei? Welche Synergien ergeben sich hier besonders für den Mittelstand?  
 
Ich sehe die Twin Transformation als Chance, Digitalisierung und Nachhaltigkeit strategisch zu vereinen, um Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Digitalisierung ermöglicht effiziente Prozesse, datenbasierte Entscheidungen und neue Geschäftsmodelle, während Nachhaltigkeit als Leitplanke dient, um diese Entwicklungen ressourcenschonend und verantwortungsvoll zu gestalten. Besonders im Mittelstand können Synergien entstehen, etwa durch die Optimierung von Lieferketten, die Einführung digitaler Tools für Nachhaltigkeitsberichte oder die Reduktion des Energieverbrauches. Für mich ist klar: Wer diese beiden Kräfte kombiniert, schafft echten Mehrwert – wirtschaftlich und ökologisch. 

 
Chancen und Herausforderungen der Twin Transformation: Was sind deiner Meinung nach die größten Chancen, aber auch die größten Herausforderungen der sogenannten „Twin Transformation“? Wie begegnet ihr diesen konkret in eurer Arbeit?  

Die größte Chance der Twin Transformation liegt für mich in der Möglichkeit, nachhaltige Innovationen zu schaffen, die Unternehmen wirtschaftlich stärken und gleichzeitig einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten. Die Herausforderung sehe ich darin, die Balance zwischen technologischem Fortschritt und ökologischer Verantwortung zu halten – insbesondere, da KI und Digitalisierung oft mit hohem Ressourcenverbrauch verbunden sind. In meiner Arbeit begegnen wir diesen Herausforderungen durch klare Nachhaltigkeitskriterien, die wir in digitale Projekte integrieren, und durch die Förderung von Transparenz, etwa durch CO₂-Daten und dem Wasserverbrauch von Rechenzentren. Zudem setzen wir auf die Sensibilisierung von Unternehmen, damit sie Nachhaltigkeit und Digitalisierung als gemeinsame Treiber ihrer Transformation verstehen. 

Best Practice – Nachhaltigkeit durch KI

Kannst du ein konkretes Beispiel aus deiner Praxis nennen, bei dem KI erfolgreich zur Förderung von Nachhaltigkeit beigetragen hat? Was waren die entscheidenden Erfolgsfaktoren?  

Ein konkretes Beispiel aus meiner Praxis ist die Entwicklung eines KI-gestützten ESG-Trainings für IT-Lieferanten, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Nachhaltigkeitsziele effektiver zu erreichen. Die KI hilft, Inhalte zu personalisieren, Wissenslücken zu erkennen und konkrete Maßnahmen auf Basis von Daten vorzuschlagen. Entscheidend für den Erfolg waren die enge Zusammenarbeit mit den Stakeholdern, die Integration klarer Nachhaltigkeitsziele wie dem Unternehmens-Nachhaltigkeits-Programm und die Nutzung einer verantwortungsvollen KI-Architektur, die ressourceneffizient arbeitet. 

Nachhaltige ITStandards und Innovation

Du setzt dich für offene Standards in der nachhaltigen IT ein. Wie wichtig sind solche Standards für die Entwicklung verantwortungsvoller KI-Systeme, und was braucht es, damit sie flächendeckend umgesetzt werden?  

Offene Standards sind für mich essenziell, um verantwortungsvolle KI-Systeme zu entwickeln, die Transparenz, Interoperabilität und Nachhaltigkeit fördern. Sie schaffen eine gemeinsame Basis, auf der Innovationen nachhaltig skaliert werden können, und ermöglichen Unternehmen, Best Practices auszutauschen und regulatorische Anforderungen leichter zu erfüllen. Damit solche Standards flächendeckend umgesetzt werden, braucht es vor allem Kollaboration: zwischen Unternehmen, Regierungen und Nicht-kommerziellen Organisationen wie SustainableIT.org. Gleichzeitig ist die Verankerung in globalen Regelwerken und die gezielte Förderung von Initiativen, die offene Standards entwickeln, entscheidend. 

 
Der „Klimaaktivist im Anzug“: Du betrachtest Nachhaltigkeit ganzheitlich. Was motiviert dich persönlich, IT und Nachhaltigkeit stärker miteinander zu verbinden? Wo siehst du noch die größten Hebel für Veränderungen?  

Mich motiviert die Überzeugung, dass IT/ Technologie und Nachhaltigkeit gemeinsam eine immense Kraft entfalten können, um die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen. Als „Klimaaktivist im Anzug“ sehe ich es als meine Aufgabe, Brücken zwischen Technologie und Verantwortung zu bauen, um nachhaltige Lösungen zu schaffen, die wirtschaftlich und ökologisch Sinn ergeben. Die größten Hebel sehe ich in der bewussten Gestaltung von IT-Infrastrukturen, der Transparenz von Datenflüssen und der Einbindung von ganzheitlichen Nachhaltigkeitskriterien in digitale Geschäftsmodelle. Aber am wichtigsten ist, Menschen dafür zu begeistern, diese Transformation aktiv mitzugestalten. 

Danke für das Gespräch, Rainer.  

Digicon KI Fortbildung
DIGICON Speaker Rainer Karcher im Interview zu KI und Nachhaltigkeit

Erlebt Rainer Karcher am 7. Februar 2025 in seiner Session auf der DIGICON
Transformation mit KI: Nachhaltigkeit als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit, Vortrag (+ Q&A)
11:35-12:10 Uhr, Bridging Stage

Rainer Kachel

Über Rainer Karcher

Rainer ist Gründer und Geschäftsführer der Heartprint GmbH. Mit seiner langjährigen Erfahrung in großen Konzernen unterstützt er nun den Mittelstand dabei, die digitale und nachhaltige Transformation auf Augenhöhe und lösungsorientiert zu meistern. Als Chief Sustainability Officer von SustainableIT.org setzt er sich weltweit für offene Standards in der nachhaltigen IT ein.

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