Gesundheitsfördernde Führung: Resilienz beginnt an der Spitze

Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und Resilienz ihrer Teams. Sie können Stress abbauen, psychologische Sicherheit schaffen und eine Kultur fördern, in der Menschen langfristig leistungsfähig und gesund bleiben. Doch wie gelingt das? Welche wissenschaftlich fundierten Ansätze gibt es, und welche konkreten Maßnahmen können Führungskräfte ergreifen?

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Gesundheitsfördernde Führung: Resilienz beginnt an der Spitze

Das Modell der gesundheitsförderlichen Führung

Ein bewährtes Konzept zur gesundheitsorientierten Führung stammt von Franke & Felfe (2011). Ihr Modell unterscheidet drei zentrale Dimensionen:

Die Verbindung zwischen Vertrauen, Resilienz und Wohlbefinden 

Vertrauen ist die unsichtbare Kraft, die Teams zusammenhält, Motivation fördert und Krisenfähigkeit stärkt. Ohne Vertrauen entstehen Unsicherheit, Stress und Misstrauen – und genau das macht Organisationen anfällig für Rückschläge. 

Wie genau wirkt sich Vertrauen aus? 

  1. Gesundheitsbewusstes Führungsverhalten (Self-Care)
    • Führungskräfte sollten selbst auf ihre Gesundheit achten.
    • Vorbild sein: Wer selbst auf Pausen, Bewegung und Stressbewältigung achtet, sendet wichtige Signale an sein Team.
  2. Gesundheitsförderliche Mitarbeiterführung (Staff-Care)
    • Führungskräfte fördern die Gesundheit der Mitarbeitenden aktiv.
    • Dazu gehören Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, Wertschätzung und ressourcenorientierte Kommunikation.
  3. Gesundheitsbezogene Interaktion (Awareness-Care)
    • Führungskräfte nehmen gesundheitliche Belastungen im Team wahr und sprechen sie offen an.
    • Regelmäßige Check-ins und Gespräche über Wohlbefinden sind zentrale Instrumente.


Dieses Modell zeigt klar: Gesundheitsorientierte Führung beginnt nicht erst bei Maßnahmen für das Team, sondern bei der Selbstführung der Führungskraft selbst.

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Gesundheitsfördernde Führung: Resilienz beginnt an der Spitze

Warum ist gesundheitsförderliche Führung so wichtig?

Die Arbeitswelt ist von hohem Tempo, Digitalisierung und steigenden Anforderungen geprägt. Chronischer Stress führt zu steigenden Krankheitszahlen, Burnout und geringer Mitarbeiterbindung. Studien zeigen, dass Führung einen erheblichen Einfluss auf die mentale und physische Gesundheit von Mitarbeitenden hat.

Kernaspekte, die durch gesundheitsförderliche Führung verbessert werden:

  • Psychische Widerstandskraft: Teams mit gesunder Führung können Stress und Krisen besser bewältigen.
  • Arbeitszufriedenheit: Eine gesundheitsbewusste Unternehmenskultur steigert Motivation und Wohlbefinden.
  • Produktivität: Gesunde Mitarbeitende arbeiten konzentrierter und effizienter.
  • Langfristige Stabilität: Unternehmen profitieren von niedrigeren Fehlzeiten und weniger Fluktuation.
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Gesundheitsfördernde Führung: Resilienz beginnt an der Spitze

Drei Schlüssel für gesundheitsfördernde Führung

1. Vorbild sein: Gesunde Selbstführung als Basis

Führungskräfte können nur dann eine gesundheitsfördernde Kultur etablieren, wenn sie selbst achtsam mit ihrer eigenen Gesundheit umgehen. Das bedeutet:

  • Eigene Pausen und Erholungszeiten ernst nehmen.
  • Offene Gespräche über Stressmanagement und Work-Life-Balance führen.
  • Eigene Grenzen respektieren und Überlastung aktiv entgegenwirken.

Ein Beispiel: Eine Führungskraft, die bewusst Feierabende einhält, in Meetings auf Pausen achtet und eine offene Fehlerkultur fördert, zeigt ihren Mitarbeitenden, dass Gesundheit und Wohlbefinden Priorität haben.

2. Psychologische Sicherheit schaffen: Kommunikation als Erfolgsfaktor

Psychologische Sicherheit bedeutet, dass sich Mitarbeitende trauen, ihre Meinung zu äußern, Ideen einzubringen und Fehler zuzugeben – ohne Angst vor negativen Konsequenzen.

Praktische Maßnahmen:

  • Regelmäßige Check-ins: Gespräche über Belastungen, Herausforderungen und Bedürfnisse etablieren.
  • Fehlertoleranz zeigen: Fehler als Lernchancen sehen und offen darüber sprechen.
  • Aktives Zuhören: Mitarbeitende ernst nehmen und Rückmeldungen wertschätzend einbinden.

3. Flexibilität ermöglichen: Autonomie und Eigenverantwortung stärken

Ein hoher Grad an Selbstbestimmung senkt das Stresslevel und steigert die Motivation. Führungskräfte sollten daher Spielräume schaffen, in denen Mitarbeitende flexibel über ihre Arbeitsweise entscheiden können.

  • Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Optionen (wo möglich) bieten.
  • Vertrauen statt Kontrolle: Fokus auf Ergebnisse statt auf Anwesenheitszeiten legen.
  • Mitarbeitende in Entscheidungen einbeziehen, um Eigenverantwortung zu fördern

Best Practices: Unternehmen, die gesund führen

SAP: Der Technologiekonzern setzt gezielt auf Resilienz-Trainings für Führungskräfte. Diese Schulungen helfen Führungspersonen, ihre eigene Stressbewältigung zu verbessern und gleichzeitig Strategien zur Stärkung ihres Teams zu entwickeln. SAP hat zudem Programme zur mentalen Gesundheit etabliert, darunter Coaching-Angebote und Achtsamkeitstrainings. Das Unternehmen sieht gesunde Führung als einen zentralen Baustein für langfristigen Unternehmenserfolg.

Otto Group: Die Otto Group hat früh erkannt, dass Arbeitsflexibilität ein Schlüsselfaktor für Gesundheit und Zufriedenheit ist. Mitarbeitende können weitgehend selbst entscheiden, wann und wo sie arbeiten – auch auf Führungsebene. Darüber hinaus investiert das Unternehmen in Achtsamkeits- und Stressbewältigungskurse für Führungskräfte, um sie auf ihre Rolle als Multiplikatoren einer gesundheitsbewussten Unternehmenskultur vorzubereiten.

Fazit: Gesundheitsfördernde Führung als Schlüssel zu resilienten Teams

Gesundheitsfördernde Führung ist kein „Nice-to-have“, sondern ein essenzieller Erfolgsfaktor. Führungskräfte, die sich aktiv um die Resilienz ihrer Teams kümmern, sorgen nicht nur für gesündere und leistungsfähigere Mitarbeitende, sondern stärken auch die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens.

Dein nächster Schritt?

  • Selbst reflektieren: Wo stehst du in den drei Dimensionen des Gesundheitsmodells?
  • Kleine Veränderungen umsetzen: Mehr bewusste Pausen, offene Gespräche, flexible Strukturen.
  • Langfristig dranbleiben: Gesundheitsförderung ist ein Prozess – jeder Schritt zählt!

Denn eines ist sicher: Resilienz beginnt an der Spitze – und multipliziert sich im Team.

Luise Preiss Portraet

Luise Preis

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