Wenn die Hoffnung zum Gegentrend wird, ist die Lage ernst. Welcome to Hopepunk.
Tristan Horx – Hopepunk
Hopepunk ist eine andere Form meines wütenden Optimismus, mit dem ich versuche, die Transformation unserer Zeit endlich gestaltbar zu machen. Wir wehren uns damit gegen den endlosen Pessimismus, der in der Gesellschaft zur Norm geworden ist. Untergangserzählungen sind längst zum Mainstream geworden. Hopepunk kombiniert den Stolz der Rebellion mit dem Amalgam der Hoffnung. Und verabschiedet sich von den Erlösungsfantasien der Technologie ebenso wie vom Raumschiff-Getöse im ewigen Kampf mit den Aliens.
Hopepunk ist „down to earth, back to the future“: Es geht um Gemeinschaft, um menschliche Kooperation in unruhigen Zeiten. Um die Frage, wie wir unsere Perspektive auf eine bessere Welt erneuern können. Eine Low-Tech Rebellion, von unten nach oben.
So stellt sich die „Botschaft“ des Hopepunk quer zu den klassischen Pessimismus-Optimismus-Grenzlinien. In wenigen Sätzen lässt sich diese Haltung so ausdrücken:
- Wir Menschen retten die Welt, die wir selbst mitgeschaffen haben, immer wieder – das ist unser verdammter humaner Job.
- Resistenz und Resilienz sind wichtiger als die Bequemlichkeiten von Endzeitfantasien.
- Auch das Scheitern gehört zum Lernen.
- Wir wissen viel mehr, als wir glauben, und wir sind weiter, als wir befürchten. Aber wir müssen das Wissen auch anwenden.
- Alle Theorien, Modelle, Annahmen über die Zukunft sind nutzlos, wenn sie sich nicht im Kleinen, im Praktischen und Zwischenmenschlichen bewähren
Hopepunk sagt: Kümmer dich um die Zukunft, auch wenn es erst einmal im Kleinen passiert. Das ist ganz anders als das, was wir in den männlichen Sci-Fi-Fantasien sehen würden. Natürlich bedeutet das nicht, dass Frauen keine Hardcore-Science-Fiction schreiben können, in der es kracht und der Warpkern zittert. Aber die Zukünfte des Hopepunk sind Entwürfe, für die wir die Verantwortung tragen – und in die wir unsere inneren Widersprüche hineintragen.
Auch der Rahmen des Hopepunk-Narrativs berechtigt dazu, wütend zu sein. Doch wenn man nicht immer nur den Helden oder die Heldin spielen muss, lassen sich Wut und Hoffnung auf einer anderen Ebene rekombinieren. Dadurch entsteht eine bestimmte Zukunftsenergie. Eine Lebendigkeit. Eine „produktive Wut, aus der aber auch Freundlichkeit spricht“.
Mit so einer Botschaft gilt es, ins neue Jahr zu starten, denn in der Vergangenheit waren wir wirklich schon pessimistisch genug. Ein guter Vorsatz, sich der Rebellion gegen den Untergang anzuschließen.
Mehr über Hopepunk und andere konstruktive Zukunftsnarrative gibt es in „Beyond 2025“, dem Jahrbuch für Zukunft herausgegeben von Matthias Horx und The Future:Project:
https://shop.thefutureproject.de/products/beyond-2025-das-jahrbuch-fur-zukunft