Nachhaltige Entwicklung in der Polykrise 

Die globale Wirtschaft steht aufgrund der Weltlage unter Druck: Kriege, Inflation, Lieferengpässe, Klimakrise – daraus ergeben sich eine Vielzahl an ökonomischen Herausforderungen. Zwar sollte aufgrund der Klimaproblematik nachhaltige Entwicklung nach wie vor zu den Prioritäten zählen. Doch viele Unternehmen korrigieren derzeit ihre Umsatzziele nach unten. Verlieren wir angesichts des ökonomischen Drucks die nachhaltige Entwicklung aus dem Blick?

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Nachhaltige Entwicklung – Auswirkung der Polykrise

Nachhaltige Entwicklung gibt es nicht umsonst 

Klar ist: Eine nachhaltige Entwicklung kostet Geld: Wenn wir in den ESG-Segmenten ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig handeln möchten, müssen wir immer wieder investieren. Häufig sind die besten Lösungen, Technologien und Materialien noch keine „Massenware“ und schon von daher teurer als Etabliertes. In vielen Bereichen fehlen nachhaltige Lösungen noch gänzlich oder sind unvollständig, wie zum Beispiel in der Verpackungsindustrie. Die Müllproblematik ist noch lange nicht gelöst. 

Deshalb geht Nachhaltigkeit Hand in Hand mit Innovationen. Und wer in Innovation investiert, muss auf Rendite oft warten. Unternehmensführerinnen und -führer stehen aktuell vor der Frage: Können wir es uns leisten, in Nachhaltigkeit zu investieren? Allerdings müssen wir auch die umgekehrte Frage stellen: Können wir es uns leisten, es nicht zu tun? Und da lautet die klare Antwort: Nein. 

Ambivalenz bei globaler nachhaltiger Entwicklung  

Wie ist die Lage in Bezug auf Nachhaltigkeit weltweit und in Deutschland? Beim Blick auf die größte Volkswirtschaft der Erde zeigt sich bei der ökologischen Nachhaltigkeit ein ambivalentes Bild: Einerseits ist es das erklärte Ziel der US-Regierung unter Joe Biden, bis zum Jahr 2050 die Netto-Null beim CO2-Ausstoß zu erreichen. Seit dem Beitritt zum Pariser Klimaschutzabkommen am 21. Januar 2021 hat sich das Land dem Klimaschutz verpflichtet. Bis 2036 sollen alle Kraftwerke vom Netz gehen, die fossile Energieträger verbrennen. Für die Treibhausgasemissionen ist bis 2030 eine Senkung um bis zu 52 Prozent gegenüber 2005 anvisiert. Zudem werden mit öffentlichen Geldern 2,5 Milliarden Bäume gepflanzt. 

Atomkraft versus Wind und Sonne 

Für die Senkung des CO2-Ausstoßes setzt die US-Regierung klar auf Atomenergie – ein wesentlicher Unterschied zum deutschen Ansatz. Hier liegt der Fokus auf Erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne. Doch diese “echten” grünen Unternehmen stehen teilweise stark unter Druck.

Das zeigt sich an der Börse, wo nachhaltige Investments im Jahr 2023 zum Teil deutliche Verluste erlitten: So ist zum Beispiel der Wert des iShares Global Clean Energy ETF, der vor allem Solar- und Windunternehmen enthält, innerhalb eines Jahres um ein Drittel gesunken. Der Hauptgrund:  Grüne Unternehmen brauchen oft viel Fremdkapital, um ihren Aufbau zu finanzieren. Sie sind daher von den gestiegenen Zinsen besonders stark betroffen. 

Wie reagieren die Verbraucher:innen? 

Auch die Verbraucher:innen haben auf die Inflation reagiert. Sie haben seit 2022 weniger für nachhaltige Produkte ausgegeben, da diese meist teurer sind. Eine Studie der Rewe Group zum Konsumverhalten im Einzelhandel ergab folgende zentrale Ergebnisse: 

  • Der Trend zu nachhaltigen Produkten schwächte sich ab 2022 aufgrund der wirtschaftlichen Lage ab  
  • Dennoch zeigt sich über alle Generationen hinweg ein langfristiger Trend hin zu nachhaltigeren Produkten. 
  • Die Nachfrage nach nachhaltigeren Produkten wird in Zukunft weiter steigen 
  • Treiber dafür sind vor allem die jüngeren Generationen, Gen Z und Millennials 

Manager:innen sehen Bedeutung nachhaltiger Entwicklung 

Auch die wirtschaftlichen Chancen einer nachhaltigen Entwicklung werden in Deutschland mehr und mehr erkannt: Laut der Capgemini-Studie “A World in Balance 2023” hat sich der Anteil der Führungskräfte, die einen geschäftlichen Nutzen von Nachhaltigkeit erkennen, innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht.

Entsprechend gab es erhebliche Fortschritte bei Nachhaltigkeitskonzepten und neuen Geschäftsmodellen. Dennoch hat sich in den entscheidenden Bereichen wie Investitionen, Reporting oder nachhaltigem Produktdesign vergleichsweise wenig getan. 

Es zeigt sich daher insgesamt eine widersprüchliche Situation: die Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung ist unumstritten – vor allem perspektivisch. Bei konkreten Schritten schauen aber sowohl Verbraucher:innen als auch die Wirtschaft aktuell vor allem auf die Kosten.

Beide scheuen Ausgaben und Investments. Es ist zu hoffen, dass eine Abschwächung der Inflation und eine Zinswende nachhaltiges Engagement wieder beflügeln. Denn langfristig führt an einer nachhaltigen Entwicklung kein Weg vorbei. 

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