Mitarbeiterzufriedenheit: How is work, how is life?
Ergebnisse der Beschäftigten-Befragung „How is work“
Diesen Fragen ist die Techniker Krankenkasse (TK) gemeinsam mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) in der groß angelegten Beschäftigungsstudie „How’s work? Was Beschäftigte in Deutschland bewegt und belastet“ auf den Grund gegangen. Dafür wurden 11.000 Beschäftigte zwischen 2018 und 2021 befragt. Wir werfen einen Blick auf die wesentlichen Ergebnisse.
Präsentismus: Jeder Zweite geht krank zur Arbeit
Die Auswertungen zeigen, dass jede:r zweite Mitarbeiter:in manchmal, häufig oder sogar sehr häufig krank zur Arbeit geht.
„50 Prozent der Beschäftigten arbeiten auch krank, sowohl im Home Office als auch in Präsenz – das ist schon eine überraschend hohe Zahl“
Dr. Utz-Niklas Walter, Studienleiter.
Selbst schwere Krankheitssymptome halten etwa ein Drittel der Befragten nicht vom Arbeiten ab. Weibliche Beschäftigte neigen dabei eher zu Präsentismus (56 Prozent gegenüber 47 Prozent bei den männlichen Kollegen). Besonders belastend und gesundheitsschädlich: Beschäftigte, die in ihrem Arbeitsalltag mit hohen quantitativen Anforderungen – wie vielen Überstunden, Zeitdruck und schnellem Arbeiten – konfrontiert sind, gehen häufiger krank zur Arbeit.
Überstunden, Zeitdruck und schnelles Arbeiten sind für viele Dauerbegleiter im Arbeitsalltag
Die Befragungsergebnisse zeigen auch, dass Beschäftigte oft hohen Anforderungen ausgesetzt sind. Etwa ein Drittel der Befragten macht oft oder immer Überstunden, ein weiteres Drittel manchmal. Diese Zahlen sind bei älteren Beschäftigten tendenziell höher und bei Beschäftigten mit Führungsverantwortung. Bei Führungsverantwortlichen macht mehr als jeder Zweite (52 Prozent) oft oder immer Überstunden.
Ein weiterer belastender Faktor ist Zeitdruck: Knapp 40 Prozent der Befragten geben an, oft oder immer zu wenig Zeit zu haben, um alle Aufgaben bei der Arbeit zu erledigen. Beschäftigte, die diesen Zeitdruck verspüren, bewerten die Führungsqualität signifikant niedriger. Mehr als 40 Prozent müssen außerdem oft oder immer sehr schnell arbeiten.
Zufriedenheit durch Wertschätzung und Kommunikation
Viel Verbesserungspotential gibt es auch beim Thema Wertschätzung und Kommunikation. 40 Prozent der Befragten bekommen nie, fast nie oder selten von Seiten der Führungskräfte Feedback zur Qualität ihrer Arbeit. Rund 30 Prozent der Befragten geben außerdem an, dass ihre Arbeit nur in geringem Maße Wertschätzung vom Management oder der Führungskraft erhält. Fast sechs von zehn Befragten geben an, ihre Aufgaben oft oder immer selbst beeinflussen zu können. Das heißt aber auch: Vier von zehn können dies nur manchmal, selten oder sogar nie.
Dabei sind gerade gute, wertschätzende Führung, gute Kommunikation und auch die Möglichkeit, Einfluss auf die eigene Arbeit nehmen zu können Schlüsselfaktoren für eine höhere Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter:innen.
Äußere Belastungen: Lange Bildschirmarbeit und Arbeitshaltung
Die Befragungsergebnisse zeigen auch:
Äußere Faktoren wie zum Beispiel die Gestaltung des Arbeitsplatzes spielen für viele Mitarbeite eine wichtige Rolle. Die Belastungsfaktoren, durch die sich die Befragten stark belastet fühlen, sind lange Bildschirmzeiten (56 Prozent), die Arbeitshaltung (48 Prozent), gefolgt von der Raumtemperatur (19 Prozent) und Lärm (17 Prozent).
Wir könnte eine „Better practice“ in dem Unternehmen aussehen?
Der Präsentismus trotz Krankheit birgt Risiken für die Mitarbeiter aber auch die Organisationen. Hier könnten Kommunikationskampagnen und Mitarbeitergespräche ein erster Schritt sein. Es geht darum, die Frage zu klären, welche Gründe die Mitarbeiter:innen dazu bewegen – dringende Termine, Arbeitsrückstände oder der Wunsch, dem Team nicht zur Last zu fallen? Auch organisatorische Gründe, wie eine fehlende Vertretung, kommen in Frage. Hier sind die Führungskräfte gefragt, ihr Team im Blick zu haben und den Workload entsprechend zu organisieren – ganz besonders in Zeiten von mehr Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen. Nicht zu unterschätzen ist dabei die gelebte Unternehmenskultur, denn solche Maßnahmen meist nur dann erfolgreich, wenn auch die Führungsebene, sich im Krankheitsfall selbst so verhält.
Die Beschäftigtenstudie zeigt auch: Eine gute, wertschätzende Führung und die Möglichkeit, Einfluss auf die eigene Arbeit nehmen zu können, wirken sich positiv auf die Arbeitszufriedenheit aus. Dabei machen eine gesunde Feedbackkultur und Wertschätzung durch die Führungskräfte Beschäftigte nicht nur zufriedener, laut Studienergebnissen ist ihr Gesundheitszustand auch besser.
Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Technikerkrankenkasse nennt das Stichwort „gesundes Führen“ und erläutert: „Dahinter verbirgt sich die positive Einflussnahme auf die Arbeitsbedingungen und das Verhalten von Beschäftigten in einer Organisation, mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten nachhaltig zu fördern. Eine Kompetenz, die auch Führungskräfte gezielt erlernen können und sollten, um ihr Unternehmen zukunftssicher aufzustellen.“
Konkrete Angebote im Bereich von Stressmanagement- und Resilienztraining könnten darüber hinaus als konkrete Maßnahmen und Angebote zum Einsatz kommen. Das wünschen sich 63 Prozent derjenigen, die oft oder immer schnell arbeiten müssen sowie 62 Prozent der Beschäftigten, die häufig krank zur Arbeit gehen.
Um Belastungen am Arbeitsplatz entgegenzuwirken, die durch die Arbeitshaltung entstehen, wäre es aus Sicht der Mitarbeiter:innen wünschenswert, wenn die Unternehmen Sport- und Bewegungsangebote einrichten. Dort sehen 71 Prozent derer, die sich körperlich durch die Arbeitshaltung belastet fühlen, Handlungsbedarf.
Beschäftigte, die sich stark oder sehr stark durch lange Bildschirmarbeitet belastet fühlen, wünschen sich darüber hinaus Angebote zur Augenentspannung (5o Prozent) sowie Ergonomieberatung und –schulung (48 Prozent).
Wer heute schon mit konkreten Tipps weiterarbeiten möchte, kann sich hier in unseren Beitrag zum Thema Augenentspannung klicken oder auch in den Best Practice Tipp Innovation Walking.