Hatschii!
Und wir alle wissen, was danach passiert, oder? Richtig, wir greifen zum „Tempo“. Seit Jahrzehnten ist der Markenname Synonym für das Papiertaschentuch. Aber wie ist das Tempo Taschentuch eigentlich entstanden? Wir werfen ein Blick auf seine Innovationsgeschichte.
Taschentücher waren ursprünglich aus Stoff und ein beliebtes Statussymbol des Adels. Für das gemeine Volk waren sie kaum erschwinglich. Das änderte sich erst mit dem Import von günstiger Baumwolle und der Erfindung von Webstühlen um 1800. Seinen Status als Luxusgut verlor das Stofftaschentuch schließlich mit der vermehrten Nutzung von Schnupftabak: Es wurde zum Gebrauchsgegenstand, mit dem vor allem „jeder Mann“ die Nase säuberte.
Schließlich meldete am 29. Januar 1929 der Papierfabrikant Oskar Rosenfelder aus Nürnberg das Patent für ein Tuch aus Zellstoff an, das mit einer dünnen Schicht Glycerin überzogen war. Der Markenname: Tempo! Der Name sollte den damaligen Zeitgeist widerspiegeln: schnell und dynamisch! In den 30er Jahren wurden schon über 400 Mio. Stück produziert. Heute gibt es neben dem unbestrittenen Klassiker noch viele weitere Produkte, die aus unserem Alltag kaum weg zu denken sind: vom feuchten Toilettenpapier, bis zum Mund- und Nasenschutz in farbenfrohen Designs.
Revolution für Hygiene und Haushalt
Was wir heute als selbstverständlich hinnehmen, war 1920 eine absolute Revolution. Warum?
Weil Rosenfelder und seine Vorgänger erkannt haben, dass ein Taschentuch aus Papier der breiten Bevölkerung günstigen Zugang zu einem hygienischen Reinigungstuch ermöglichte.
Wer sich bis dahin kein Tuch leisten konnte, wischte die „Rotzfahne“ eben per Hand oder an den Klamotten ab.
Das Tempo Taschentuch konnte einfach weggeworfen werden (und landete leider nicht immer im Mülleimer) und musste nicht mehr gewaschen werden, was damals vor allem für Frauen eine große Erleichterung im Haushalt war.
Die Geschichte von Tempo zeigt allerdings auch, wie sich der Zeitgeist umkehren kann: Heute werden solche Wegwerfprodukte aus Umweltschutzgründen zunehmend kritisch betrachtet und das gute alte Stofftuch gilt als deutlich nachhaltiger. Eben weil man es waschen kann. Innovationen entstehen also immer vor dem Hintergrund der Bedürfnisse zu der jeweiligen Zeit und verändern sich ebenso rasant, wie die Geschmäcker und Prioritäten, ihrer Nutzer:innen.
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