Die Arbeitswelt ist Anfang 2022 deutlich vernetzter, virtueller und flexibler, als sie es vor einigen Jahren noch war. Gerade für die Transformation ist die Pandemie zum Katalysator geworden. New Work und Remote Working sind von guten Konzepten und Ideen zu einer praktizierten Arbeitswirklichkeit geworden. Das wirkt sich auch auf die digitale Führung und das Management von Unternehmen aus.
Wer jedoch glaubt, dass Führung dadurch einfacher wird oder weniger erforderlich ist, denkt zu kurz. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Digital Leadership, Lieferketten und die Klimaziele gehören zu den größten Management-Herausforderungen 2022.

In einem Remote-Arbeitsumfeld sind das individuelle sowie das Gruppenverhalten der Mitarbeiter:innen die Variablen, die den Erfolg bestimmen. Mitarbeiterbindung, Motivation und Produktivität hängen stark von der wahrgenommenen Qualität der Führung ab. Organisationaler Wandel beginnt wie so oft beim Management.

Wir haben für euch die wichtigsten 8 Punkte zusammengetragen, die für digitale Führung entscheidend sind:

1. Vertrauen

Vertrauen nachhaltig aufzubauen und zu stärken, ist eine der wichtigsten Herausforderungen virtueller Teamarbeit und damit auch eine ganz zentrale Aufgabe digitaler Führung. Intrapersonelle Kommunikation ist komplex, wodurch sich auch das Herausbilden einer gemeinsamen Teamidentität schwieriger gestaltet. Verschiedene Studien zeigen, dass Vertrauen ein kritischer Faktor für den Erfolg oder Misserfolg von virtuellen Teams ist. Vertrauen ist das neue Paradigma guter und erfolgreicher Teams. 

2. Kulturwandel im Unternehmen

Neben dem Vertrauensaufbau spielt auch eine klare Rollen- und Aufgabenverteilung eine zentrale Rolle. Das ist eine klassische Teamlead-Aufgabe. Virtuelle Teamarbeit bedeutet nämlich nicht nur einen Wandel der Arbeitswelt der Mitarbeiter.innen, sondern auch einen Kulturwandel des Unternehmens. Das Arbeiten in virtuellen Teams muss in die Organisation eingebunden sein. Zudem müssen technische, organisatorische und personelle Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Teammitglieder müssen auf diesen Wandel vorbereitet werden, damit der geplante Veränderungsprozess gelingt. 

3. Kommunikation & Digitalkompetenz

Transparente, klare und wertschätzende Kommunikation ist ein ganz entscheidender Baustein für digitale Führung und Remote Leadership. Alle Mitarbeiter sollten stets auf dem Laufenden sein. Hier sind auch die richtigen technischen Tools gefragt, wie beispielsweise Teams oder Slack. Sie ermöglichen mit themen- oder projektbezogenen Kommunikationskanälen den Zugang zu Informationen für alle transparent und gleichzeitig. Führen heißt auf menschlicher Ebene vor allem auch: Nicht nur reden, sondern auch zuhören! Wichtig ist es auch, eindeutige Offenheit für Rückfragen usw. zu signalisieren, so dass über die digitalen Kanäle, die ja Mimik und Gestik nicht zeigen können, keine Missverständnisse entstehen.

Meetingkultur & Time Frame

Die Intentionen hinter angesetzten virtuellen Meetings sollte ganz klar sein, was soll erreicht werden, was ist die Absicht des Meetings. Zwei Tipps des Bestsellerautors Daniel Pink:

  1. Die Teilnahme an größeren Meetings sollte optional sein
  2. Meetings idealerweise kürzer ansetzen – halbstündige Meetings auf 20 Minuten verkürzen, einstündige auf 45 Minuten.

4. Klare Ziele

Am besten ist es, innerhalb der virtuellen Teams, klare Zielvereinbarungen zu treffen und sich regelmäßig daran zu messen. Gutes Zielmanagement kann eine praktikable Steuerungshilfe sein. Hybride Teams funktionieren am besten mit einer auf Vertrauen basierenden Ergebniskultur – statt Präsenz zählt bei digitaler Führung vor allem Leistung, und hierfür sind klare Ziele wichtig.

5. Eine gemeinsame Vision

Es ist für das Commitment, die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter wichtig, dass sie eine starke Identifikation mit dem Team entwickeln. Hier sind transformationale Führungskräfte gefragt, sogenannte “Change Agents”, Ein transformationaler Führungsstil verändert Verhaltensangewohnheiten und stärkt Vertrauen, Loyalität, intrinsische Motivation und Teamgeist. Change Agents sind in der Lage, eine Zukunftsvision aufzubauen, das Vertrauen des Teams zu gewinnen, die Mitarbeiter zu fördern sowie zu coachen und dabei jedes Teammitglied zu berücksichtigen. In virtuellen und hybriden Teams spielen auch Vision und Purpose eine wichtige Rolle. So ist es viel identifikationsstiftender, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, als physische Nähe zu haben und beispielsweise gemeinsam im Großraumbüro zu sitzen. Gerade in virtuellen Arbeitsumgebungen ist es daher wichtig, die Mitarbeiter:innen hinter einer gemeinsamen Vision zu vereinen.

6. Multimedialität

Wenn remote zusammengearbeitet wird, müssen die Teammitglieder Distanzen überbrücken, Vertrauen aufbauen, selbstorganisiert arbeiten, ihr Wissen teilen und kooperieren. Nur so können sie an gemeinsamen Zielen arbeiten und diese erreichen.

Für den reinen Informationsaustausch reicht eine E-Mail. Wenn es jedoch auch um Team Building, Inspiration und Motivation geht, sind Videokonferenzen oder virtuelle Workshops sinnvoller. Kleinere Abstimmungen laufen am besten in Echtzeit über Chats. Regelmäßige 1:1-Meetings können flankierend für alle eingesetzt werden.

7. Vorbildfunktion

Live what you pray! Führungskräfte sollten genau das vorleben, was sie auch vom Team erwarten – in punkto Erreichbarkeit, Präsenzzeiten, Kommunikation.

Ideal läuft es, wenn die Mitarbeiter:innen die Führungskraft nicht als Chef:in wahrnehmen, sondern als Mentor:in und Vorbild, mit der man sich gerne austauscht. Trotz Führungsposition begegnet ein Digital Leader seinem Team auf Augenhöhe und ist kein Chef, der den Kontakt zur Basis verloren hat. Vertrauen, Ehrlichkeit, eine positive Fehlerkultur und Integrität bestimmen die Zusammenarbeit.

Gruner & Jahr hat übrigens gerade in einer internen aktuellen Mitarbeiter:innenbefragung spannende Ergebnisse ermittelt: Teams, die häufig remote arbeiten, fühlen sich mehr wertgeschätzt. Sie fühlen sich zudem besser informiert als Teams, die häufig anwesend ist.

Insgesamt ist es wichtig, den Weg zum Remote Leadership als Prozess anzuerkennen und ihn entsprechend zu gestalten. Es darf und muss Anpassungen der Herangehensweise, Feedbackrunden und Lernmöglichkeiten geben. Digitale Führung ist ein iterativer Lernprozess, über den alle Beteiligten immer wieder miteinander reflektieren sollten.

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