Führung in der Transformation: Mit Herz, Erfahrung und Mut

Seit 2017 gestaltet Astrid Schulte die Transformation des Familienunternehmens Berendsohn AG, einem europäischen Player für Werbeartikel und Marketingdienstleistungen im Direktvertrieb. Auf der COPETRI CONVENTION 2022 gibt sie als Keynote-Speakerin spannende Einblicke in diese anspruchsvolle Arbeit. Vorab hat sie mit uns über Glaubenssätze, die Bedeutung einer starken Vision und den Anspruch an Führung in der Transformation gesprochen.

ASTRID, AN DEN VERSCHIEDENEN STATIONEN DEINER KARRIERE BIST DU BESTIMMT AUCH AUF UNTERSCHIEDLICHE GLAUBENSSÄTZE GESTOSSEN. WAS IST FÜR DICH EIN HILFREICHER GLAUBENSSATZ, UM UNTERNEHMEN ZUKUNFTSFÄHIG AUFZUSTELLEN?

Ruhe dich nie auf Erfolgen aus, ist mein größtes Learning. Jede:r von uns kennt das ja. Da läuft etwas richtig gut, man denkt sich: Jetzt könnte ich das auch erstmal ein bisschen genießen. Selbstzufriedenheit holt einen schnell ein und ist gefährlich fürs Unternehmen und uns selbst.

VIELE UNTERNEHMEN ENTWICKELN EINE VISION, UM IHRE TRANSFORMATION ZU UNTERSTÜTZEN. WIE WICHTIG IST DIES FÜR DAS GELINGEN DES TRANSFORMATIONSPROZESSES?

Ohne Vision, also ein klares und großes Ziel, das ein Unternehmen erreichen will, geht es überhaupt nicht. Bei der Berendsohn AG haben wir die Vision, Kleinunternehmen erfolgreicher zu machen und ihre nachhaltige Existenz auch bei wachsender technologischer und gesellschaftlicher Veränderung zu sichern. Wir sind dabei ihr „bester Partner“, um sie analog und digital sichtbar für Kund:innen und potenzielle Mitarbeiter:innen zu machen. Denn wir kennen sie und ihre Herausforderungen durch den Direktvertrieb besonders gut. Diese Vision ist Maßstab für alles, was wir tun, bringt die Mitarbeiter:innen in ein gemeinsames Boot. Dieser Blick aufs große Ganze macht es zudem leichter, Steine aus dem Weg zu räumen. Meine Überzeugung: Die Vision sehr klar zu formulieren und sie immer wieder mitzuteilen, erhöht signifikant die Wahrscheinlichkeit, sie auch zu erreichen.

TRANSFORMATION STÖSST IMMER AUCH AUF WIDERSTÄNDE. HAST DU EINEN BEST-PRACTICE-TIPP, UM DAMIT UMZUGEHEN?

Transformation findet dann statt, wenn die einzelnen Akteur:innen ihr Denken und Tun wirklich verändern. Mit der Brechstange geht das nicht. Wir müssen nah an den Menschen sein und sie persönlich und individuell begleiten. Bei einigen rollt der Zug der Transformation schneller, bei anderen eben langsamer. Das muss auch ok sein, Hauptsache der Zug rollt. Wenn eine Transformation nachhaltig sein soll, dann braucht sie Zeit. Für Mitarbeitende in zentralen Positionen, die die Transformation nicht mitgehen wollen, muss dann eine neue Rolle gefunden werden.

IN DER TRANSFORMATION SPIELT FÜHRUNG EINE ENTSCHEIDENDE ROLLE. WELCHE QUALITÄTEN SOLLTEN FÜHRUNGSKRÄFTE HABEN?

Mitarbeitende stellen verstärkt die Frage nach dem Sinn des eigenen Tuns und erwarten Verbindlichkeit und Ehrlichkeit in der Führung. Für alle Unternehmensführer:innen besteht jetzt die einmalige Chance, sinn- und wertstiftend zu agieren:

  1. Erfolgreiche Führungskräfte sind glaubwürdige Motivator:innen und aktiv handelnde Wertevorbilder im Dienst ihrer Mitarbeiter:innen. Das lässt keinen Platz für Narzisst:innen und Egoman:innen.
  2. Beharrlichkeit und Konsistenz im Verhalten sind zentrale Eigenschaften. Neulich hat eine Mitarbeiterin gesagt: „Bei Ihnen spürt man, Sie gehen nicht weg, auch wenn es hart wird. Das gibt uns ein gutes Gefühl“.
  3. Führungskräfte müssen sich selbst führen können. Wie soll jemand, der sich selbst nicht mental, physisch und spirituell führt, andere führen? Unmöglich.

DU BESCHREIBST DICH SELBST ALS „VOLLBLUTUNTERNEHMERIN UND BOTSCHAFTERIN FÜR FÜHRUNG MIT HERZ, ERFAHRUNG UND MUT“. WARUM SIND DIR GERADE DIESE DREI EIGENSCHAFTEN SO WICHTIG?

Vollblutunternehmerin bin ich durch meinen Glauben an meine eigenen freien Entscheidungen und die daraus resultierende große Hingabe an die Berendsohn AG. Menschlich sein, Herz einbringen, das gehört zu meinen nicht verhandelbaren Werten. Führung und Herz schließen sich ja nicht aus, sondern sollten zusammengehören. Durch Erfahrung bleibe ich ruhig, auch wenn es um mich herum rau und stürmisch wird. Und Mut brauchen wir als Unternehmer jeden Tag, da alle Entscheidungen, die wir treffen, auch falsch sein können. Fehler machen, Gegenwind aushalten und trotzdem „gerade im Hemd stehen“ erfordert Mut. Mut hat etwas mit persönlicher Freiheit und Selbstvertrauen zu tun. Aber auch damit, was andere dir zutrauen, wie sie dich ermutigen.

AUF DER COCON22 GIBT ES 140+ SESSIONS. WORAUF FREUST DU DICH AM MEISTEN?

Ich habe sofort zugesagt, als Speakerin dabei zu sein, weil mir euer Spirit gefällt. So eine Convention lebt von dem Geist, offen miteinander zu sein, Erfahrungen gerne zum Wachstum anderer zu teilen und gemeinsam eine gute und inspirierende Zeit zu haben. Das ist auch meine persönliche Mission. Ich freue mich besonders auf Nono Konopka, dessen Film „Biking Borders“ ich mit großer Faszination und Begeisterung gesehen habe. 

Astrid, vielen Dank für das Gespräch!  

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