Reza Razavi: Transformation lässt sich nicht verordnen
Nach Stationen im Management Zentrum St. Gallen und bei der BMW Group ist Reza Razavi heute ein gefragter Speaker und Berater. Er entwickelte das Imago-Prinzip, um das Thema Transformation begreifbar und trotz aller Komplexität verständlich zu machen. Mit Geschichten und vernetztem Denken zeichnet Reza auf der COPETRI CONVENTION 2022 ein Gesamtbild von Transformation – fernab der häufig polarisierenden Silicon-Valley-Diskussionen. Im Vorab-Interview teilt er seine Begeisterung für eine positive Transformation.
REZA, DU UNTERSTÜTZT UNTERNEHMEN DABEI, AN IHRER ZUKUNFTSFÄHIGKEIT ZU ARBEITEN. WELCHE DREI EIGENSCHAFTEN ZEICHNEN ZUKUNFTSFÄHIGE ORGANISATIONEN DEINER MEINUNG NACH AUS?
Damit Organisationen lebens- und zukunftsfähig bleiben, sind meiner Meinung nach diese drei Punkte entscheidend:
1. Idealerweise sollten sie sich fortwährend zwischen zwei Polen bewegen: Bewahren und Erneuern. Diese Bewegung gilt es auszutarieren, um eine gute Balance und eine gewisse Robustheit zu erreichen.
2. Sie brauchen Konflikt und Konsens, das heißt eine gesunde Dialogkultur.
3. Sie müssen Wege finden, mit Komplexität, Unsicherheitstoleranz, Paradoxieverständnis, Ambiguitätstoleranz, Reflexions- und Irritationsbereitschaft umzugehen.
WIR BEI COPETRI SIND ÜBERZEUGT, DASS UNTERNEHMEN DIE DREI FELDER PEOPLE, TRANSFORMATION UND INNOVATION VERZAHNEN MÜSSEN, UM ZUKUNFTSFÄHIG ZU BLEIBEN. WIE SIEHST DU DAS?
Ich halte die Transformation für das wichtigste Thema unserer Zeit. Aber ich glaube nicht daran, dass Transformation geplant, verordnet oder dirigiert werden kann. Wir brauchen zuerst eine Bewegung von Menschen. Transformation ist ein Prozess des Entdeckens und Experimentierens, der nicht linear läuft. Es ist hingegen ein suchender, iterativer, zyklischer Kreationsprozess mit offenem Ausgang, der alle Beteiligten intensiv herausfordert. Da Transformation Neues und Anderes schafft, hat sie auch immer eine innovative Kraft.
WAS GENAU BEGEISTERT DICH PERSÖNLICH AN DIESEM THEMA?
Ich brenne für das Thema Transformation und sehe meine Aufgabe als einen Kreativprozess, in dem ich selbst lerne und wachse. Um das Thema zu platzieren – erst recht im Unternehmenskontext – musste ich immer wieder neue Anläufe nehmen. Ich werde nicht müde und lasse mich weder von Unternehmenspolitik noch von starren Richtlinien aufhalten. Ich will Akzente setzen, zum Nachdenken und zum Wandel anregen. Daher lebe ich meine Ideale, schaffe Verknüpfungen im Unternehmen, treibe aktiv die Zusammenarbeit voran und bekämpfe das Silo-Denken.
AUF DER COCON22 SPRICHST DU ZU DEN THEMEN UNTERNEHMENSKULTUR UND MINDSET. WAS MÖCHTEST DU DEINEN ZUHÖRER:INNEN MITGEBEN?
Ob wir mit unseren Transformationsvorhaben scheitern oder uns zu neuer Blüte aufschwingen – entscheidend ist, wie wir als Menschen und Gesellschaft die Themen anpacken und wie wir unser vorhandenes Potenzial nutzen. Um das Gelingen zu fördern und die Risiken zu minimieren, müssen wir aktiv werden und uns an der Gestaltung beteiligen. Nur: Es gibt kein Rezept, keine Veränderungs-Checkliste oder die eine richtige Strategie. Um eine gelingende Transformation denken und mitgestalten zu können, benötigen wir ein starkes gemeinsames Anliegen und neue Bilder, positive Zukunftsvisionen und Geschichten einer anderen, gelingenden Kultur.
Reza, vielen Dank für das Gespräch!
Das könnte dich auch interessieren.
Start-ups in Afrika: Modern, innovativ, digital
Der deutsche Blick auf Afrika fokussiert immer noch auf Hunger, Armut und Entwicklungshilfe. Dabei sind viele afrikanische Staaten sehr modern und nicht weniger digital aufgestellt als europäische.
ChatGPT verfügt über eine sehr gepflegte Sprache
In Diskussionen über den deutschen Fachkräftemangel gilt Künstliche Intelligenz immer ein bisschen als Allzweckwaffe der Zukunft. Oder zumindest als ein Silberstreif am Horizont. Der neueste Hype, der seit Wochen durch die Medien geistert, ist das KI-Sprachprogramm...
Employee Experience: So kann Ambidextrie gelingen
Im Arbeitsleben kommen immer wieder neue Trend-Wörter auf und wir wissen erst einmal gar nicht, was sie bedeuten. Ambidextrie ist kein neuer Begriff in der Wirtschaft - erstmals verwendete ihn Organisationsdesigner Robert B. Duncan im Jahr 1976! Wie wichtig...