New Pay: Der Weg zu fairer Vergütung

Sie kommt aus dem klassischen Vergütungsmanagement – doch das hat Sarah Maximilian irgendwann nicht mehr überzeugt. Als Coach für New Pay fand sie die Berufung, die sie begeistert und inspiriert. In enger Zusammenarbeit mit Unternehmen erkundet sie deren Kultur und findet heraus, welches Vergütungsmodell dazu passt. Ihr spannendes Thema bringt sie auf der COPETRI CONVENTION in zwei Workshops ein.

SARAH, BEI NEW PAY HÖRT MAN VOR ALLEM DIE KRITERIEN LOHNGERECHTIGKEIT, TRANSPARENZ UND NONMONETÄRE VERGÜTUNG WIE URLAUB ODER WEITERBILDUNG. WAS IST NEW PAY FÜR DICH?

Im klassischen Vergütungsmanagement stehen die Modelle im Mittelpunkt. New Pay ist ganz anders: im Mittelpunkt steht die Organisation mit ihrer individuellen Kultur und ihren Werten. Partizipation ist hier für mich ein wichtiges Stichwort. Gerade die Mitarbeiter:innen können sehr wertvolle Beiträge leisten. Denn sie sehen ganz genau, was bereits gut gelingt und wo es Brüche gibt zwischen dem, was die Organisation will und dem, was sie lebt. So finden wir gemeinsam heraus, welche Kultur der Zusammenarbeit herrscht, was die Menschen im Unternehmen erreichen wollen und erst dann fragen wir uns, welches Vergütungsmodell fair ist und wirklich passt. Insofern ist New Pay eher der Weg als das Modell an sich.

WIE BIST DU AUF NEW PAY GEKOMMEN?

Ich habe lange als klassische Vergütungsberaterin gearbeitet, zunächst als Externe, dann in Konzernstrukturen. Und später auch in einem Start-up, das sehr schnell sehr stark gewachsen ist. Vor allem dort haben die Rollen und Prioritäten – auch meine eigene – ständig gewechselt. Ich war in einem Moment Führungskraft, im nächsten Spezialistin und dann habe ich zur Not auch anderen zugearbeitet und zum Beispiel Verträge eingescannt. Die Grenzen sind völlig verschwommen. Der klassische Ansatz, bei dem wir für ganz bestimmte Aufgaben auf festgelegte Weise vergütet werden, hat einfach nicht mehr gepasst. 

Ich habe dann eine Ausbildung zum Agile Coach absolviert. Dabei wurde mir klar, dass ich selbst teils starre Vorstellungen hatte und Menschen in Boxen gesteckt habe. Das hat sich während der Ausbildung geändert. Ich habe ganz neue Ansätze kennengelernt und schließlich New Pay für mich entdeckt.

AUF DER COCON22 BIETEST DU WORKSHOPS ZU NEW PAY AN. WAS ERWARTET DEINE TEILNEHMER:INNEN?

Ich möchte dazu beitragen, Änderungen anzustoßen. Dafür werden wir uns erst einmal mit den Begriffen beschäftigen, die wir so selbstverständlich verwenden, zum Beispiel Kompetenz oder Komplexität. Wir werden wahrscheinlich sehen, dass die Teilnehmer:innen ganz unterschiedliche Färbungen mitbringen. Auch innerhalb einer Organisation variieren die Vorstellungen. So lässt sich verstehen, warum zum Beispiel eine Arbeit als weniger kompetent bewertet wird als eine andere. Im Workshop werde ich auf das Trendthema Tranzparenz eingehen, und wage dabei den Satz zu formulieren: an transparenten Gehaltsmodellen werden wir nicht mehr drum herumkommen.

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DU HAST DIE VERSCHWIMMENDEN GRENZEN UND SCHNELLEN VERÄNDERUNGEN IN DER VUCA-WELT SCHON ANGESPROCHEN. WIE GEHST DU PERSÖNLICH MIT STÄNDIG NEUEN SITUATIONEN UND HERAUSFORDERUNGEN UM?  

Indem ich nicht mehr lange im Voraus plane. Ich schaue, was ich heute mit meinen aktuellen Kompetenzen, Energien und meiner vorhandenen Zeit schaffen kann. Oft denken wir, wir können erst anfangen, wenn diese oder jene Voraussetzung erfüllt ist. Dabei ist es meist besser, heute einen kleinen Fortschritt zu erzielen als Perfektion in einem Monat anzustreben.

UNSERE ARBEITSWELT FORDERT AUCH, DASS WIR STÄNDIG WEITERLERNEN. GAB ES IN DEN LETZTEN MONATEN EINE LESSON LEARNED, DIE DICH PERSÖNLICH WEITERGEBRACHT HAT?

Ich hatte nach zweijähriger Selbständigkeit eine Interims-Stelle angenommen. Nun stand ich einem Unternehmen wieder in einer Vollzeitrolle zur Verfügung. Es hat sich wie eine Festanstellung angefühlt. Zum eigentlichen Auftrag wurden mir immer neue Aufgaben und Zuständigkeiten zugeschrieben, weil ich ja nun schonmal da war. Das passiert oft, wenn Unternehmen das Gefühl haben, da ist jetzt jemand, der oder die sich kümmerm kann. Es verliert sich der Fokus, wenn der Auftrag beziehungsweise die Rolle nicht mehr klar ist, sondern vermeintliche Lücken im Kalender gefüllt werden. Jetzt arbeite ich wieder als selbständiger Coach viel fokussierter und stelle die richtigen Fragen in kürzerer Zeit. Ich erlebe mich als Externe nun wirksamer und kann mehr für die Unternehmen tun. Weiterhin finde ich, dass das Thema Selbstreflexion total unterschätzt wird. Sogenanntes Nichtstun ist viel zu negativ besetzt. Wir brauchen freie Zeit, um zu erkennen, wo wir stehen, um Entscheidungen treffen und neue Impulse setzen zu können. Mir hilft, mich hinzusetzen und zurückzuschauen auf die letzten vier Wochen, zu reflektieren, was warum wie gelaufen ist.

Sarah, vielen Dank für das Gespräch!  

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