Nachhaltige Schokolade: Große Herausforderungen und tolle Ideen

Seit Jahrzehnten arbeitet die Alfred Ritter GmbH & Co. KG daran, „richtig gute Schokolade zu machen.“ Jan Aretz, Head of Innovation, erzählt im Interview, wie sich das Verständnis dafür mit der Zeit gewandelt hat und was es aktuell bedeutet. Auf der COPETRI CONVENTION 2022 bringt er die nachhaltige Kakao-Story seines Unternehmens auf die Bühne.

JAN, IHR HABT BEI RITTER VOR EINIGEN JAHREN EINEN GRUNDLEGENDEN INNOVATIONSPROZESS ANGESTOSSEN, UM NACHHALTIGE SCHOKOLADE ZU PRODUZIEREN. WAS WOLLTET IHR KONKRET VERBESSERN?

Ritter hat ja schon seit Generationen den Anspruch, „das Richtige zu tun, um richtig gute Schokolade zu machen“. Was das konkret bedeutet, ändert sich natürlich im Laufe der Zeit. Vor über 30 Jahren begann es damit, in Nicaragua die erste konkrete Zusammenarbeit mit Kakaobauern vor Ort in einem Programm zu starten. Im Jahr 2012 hat es darin gemündet, als Unternehmen durch die Gründung einer Kakaoplantage selbst unter die Kakaobauern zu gehen. Ziel war es, den Kakao so nachhaltig wie möglich anzubauen und damit unseren Hauptrohstoff in seiner Gesamtheit so gut wie möglich zu verstehen.

Wir haben zum Beispiel gelernt, wie man Kakao in einem nachhaltigen Agroforstsystem statt in Mono-Kultur anbauen kann. Das hilft uns wesentlich, auch in unseren direkten Kakaobezugs-Partnerschaften in Peru und Westafrika die richtigen Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen. Vor circa sechs Jahren haben wir begonnen, das gesamte Produkt noch tiefer auf Nachhaltigkeit hin zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Das betraf neben der Produktion des Rohstoffs Kakao auch die Rezepturen und die Verpackung.

Bei den Rezepturen geht es zum Beispiel darum, aus möglichst wenigen, aber besonders hochwertigen Zutaten ein Produkt herzustellen, das keine zusätzlichen Aromen braucht. Der Geschmack soll ausschließlich aus den guten Zutaten kommen. Und bei den Verpackungen ist entscheidend, dass sie aus nachwachsenden Materialien bestehen, also aus Papier statt Kunststoff. Dieses Ziel verfolgen wir langfristig: Derzeit setzen wir es Schritt für Schritt um.

WO STEHT IHR AKTUELL IN EUREM PROZESS?

Der Aufbau einer Plantage dauert sehr lange. Da muss man einen sehr langen Atem haben. Wir hatten im Jahr 2019 die erste kleine Ernte. Längerfristig planen wir einen Anteil von 30 Prozent Kakao aus unserer eigenen Produktion und 70 Prozent von unseren Partnern.  Besonders anspruchsvoll ist die Umstellung der Verpackung von Kunststoff auf Papier. Wir haben 2020 die ersten Prototypen im Markt getestet und 2021 die ersten Umstellungen bei Sekundärverpackungen umgesetzt. Die erste Umsetzung von Primärverpackungen im Standardsortiment planen wir in der nahen Zukunft. Hierzu mussten wir auch unsere internen Standards hinterfragen und neu definieren: die Vorgaben für die Durchlässigkeit von Stoffen waren nicht mehr haltbar. Papier kann niemals so dicht sein wie Kunststoff. Das gehört eben auch zu Innovationsprozessen, dass man sich mitunter von einem bisher gültigen Standard verabschieden muss, um ein neues Ziel zu erreichen. Unter starren Standards können Innovationen nicht gedeihen.

AUF DER COCON22 WIRST DU DIESE ERFAHRUNGEN IN EINEN DEEP DIVE EINFLIESSEN LASSEN: WAS KANNST DU UNS SONST NOCH VERRATEN?

Ich werde unsere Kakao-Story ausführlich erzählen und dabei auch aus dem Nähkästchen plaudern. So ein Transformationsprozess ist eine lange und schwierige Reise. Es passieren immer wieder unvorhergesehene Dinge, aber eben auch unerwartete Inspirationen. Das macht die ganze Reise sehr spannend und lehrreich. Zum Beispiel beschäftigen wir uns heute damit, wie sich Nebenprodukte aus der Kakaoproduktion, wie der Kakaosaft, innovativ verwenden lassen – etwa zur Süßung der Schokolade oder für Getränke. Diese Erlebnisse möchte ich mit meinen Zuhörer:innen teilen.

IN DEINER ARBEIT GEHT ES UM TIEFGREIFENDE VERÄNDERUNGEN. WIE GEHST DU PERSÖNLICH MIT WECHSELNDEN HERAUSFORDERUNGEN UND SITUATIONEN UM?

Indem ich an meinen Überzeugungen und Werten festhalte, aber die damit verbundenen Strategien und Ziele immer wieder hinterfrage und anpasse. Es ist wichtig, einen starken inneren Kompass zu haben und gleichzeitig flexibel auf sich verändernde Situationen reagieren zu können. In der Evolution gilt der Grundsatz: Anpassungsfähigkeit schlägt Stärke. Das sollten wir akzeptieren und nutzen.

BEI DEINER ARBEIT ENTWICKELST DU DICH AUCH SELBST IMMER WEITER. WAS WAR DEINE LETZTE LESSON LEARNED?

Dass gute Kommunikation heute wichtiger ist denn je. Gerade, wenn sich vieles immer schneller ändert, so wie in der heutigen Welt, müssen wir noch häufiger miteinander kommunizieren. Hierfür ist auch Präsenz notwendig, weil ungeplanter Austausch so viel eher zustande kommt. Das ist in den letzten beiden Jahren mit verstärkter Arbeit im Homeoffice etwas unter die Räder gekommen, aber gerade bei der Generierung und Umsetzung von Innovationen sehr wichtig.

Jan, vielen Dank für das Gespräch!  

 

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