Umweltaspekte und Kostenthemen spielen oft zusammen.“

Umweltaspekte und Kostenthemen spielen oft zusammen.“

Als Professor für Nachhaltiges Technologie- und Innovationsmanagement an der Hochschule Pforzheim befasst sich Claus Lang-Koetz mit der Frage, wie Unternehmen wirklich nachhaltige Innovationen auf den Weg bringen können. Dieses Thema bringt er auch als Speaker mit auf die COPETRI CONVENTION. Im Vorab-Interview haben wir näher beleuchtet, wie Unternehmen konkret vorgehen können, welche Vorteile der Mittelstand hat und warum wir nicht zuletzt mit denen reden müssen, die sich bisher nicht für Nachhaltigkeit interessieren.

CLAUS, DU BESCHÄFTIGST DICH INTENSIV MIT NACHHALTIGEN INNOVATIONEN IN DER WIRTSCHAFT. WAS MUSS GESCHEHEN, DAMIT UNTERNEHMEN DIESE ERFOLGREICH ENTWICKELN?

Drei Aspekte sind aus meiner Sicht besonders wichtig:

  • Das Thema Nachhaltigkeit muss für das eigene Unternehmen konkretisiert werden: Welche Bedürfnisse haben Kund:innen und wie werden diese sich womöglich in Zukunft verändern, gerade in Bezug auf umweltfreundliche und sozialverträgliche Produkte und Geschäftsmodelle? Welche Anforderungen ergeben sich aus den zunehmenden gesetzlichen Anforderungen zu CO2-Fußabdruck und Lieferkettentransparenz? Diese Fragen sind nicht einfach zu beantworten! Jedes Unternehmen sollte sich hierzu sein eigenes Bild machen, daraus Ziele und konkrete Handlungen ableiten und diese auch gegenüber den Mitarbeitenden klar kommunizieren.
  • Bisherige Herangehensweisen sollten einmal „komplett neu zu gedacht werden“, um radikale Innovationsideen zu entwickeln – also nicht nur Vorhandenes optimieren! Dabei können folgende Fragen helfen: Wie können Kund:innen bei ihrem Weg zur Nachhaltigkeit aktiv unterstützt werden? Wie kann das eigene Unternehmen mit seinen Produkten einen Beitrag zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leisten? Wie kann der CO2-Fußabdruck eines bestehenden Produkts drastisch reduziert werden?
  • Und drittens muss sich das Unternehmen kontinuierlich damit auseinandersetzen, wie die Auswirkungen die eigenen Produkte und Lösungen über ihren ökologischen Lebenszyklus hinweg verbessert werden können. Da reicht es nicht, nur das eigene Unternehmen zu betrachten. Es ist ganzheitliches Denken nötig! Dazu gehört eine Auseinandersetzung auch mit den verwendeten Rohstoffen, der Lieferkette, der Nutzung bei Kund:innen, mit Entsorgung oder Recycling und natürlich auch den Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden. Nur wer weiß, was dort passiert, kann auch besser werden! Und das sollte natürlich das Ziel sein.

WIE KÖNNEN SICH SPEZIELL KLEINERE UND MITTLERE UNTERNEHMEN MEHR NACHHALTIGKEIT LEISTEN?

Indem sie einfach loslegen – es ist doch die Stärke des Mittelstands, ein Thema ohne langwierige Abstimmungsprozesse anzugehen. Aber im Ernst: Man braucht keinen Stab von Nachhaltigkeitsexperten, um sich mit Umwelt- und sozialen Aspekten von Unternehmen und Produkten zu beschäftigen. Es gibt vielfältige Beratungsangebote, in Baden-Württemberg zum Beispiel von der Landesagentur Umwelttechnik BW. Ähnliche Organisationen gibt es auch in anderen Bundesländern.

Oft spielen ja gerade Umweltaspekte mit Kostenthemen zusammen: So ist die Verbesserung der Materialeffizienz in Produktion und Logistik ein guter Anknüpfungspunkt, um Kosten zu sparen – und gleichzeitig Umweltwirkungen zu verringern. Ein guter Anfang ist, sich einen Überblick über Material- und Energieverbräuche, Abfallmengen und Emissionen zu verschaffen und einmal den CO2-Fußabdruck des Unternehmens zu ermitteln. Das geht schon mit einfachen Tools und man erkennt dann relativ rasch, wo es Ansatzpunkte gibt, effizienter zu werden.

Es gibt natürlich Bereiche, wo besonders viel CO2 emittiert wird. Nun könnte man denken, man sollte erst mal dort anfangen. Ich denke aber, wir müssen alle „ran“. Jede:r ist gefragt zu schauen, welchen Beitrag er oder sie leisten kann. Und das gilt nicht nur für uns als Individuen, sondern auch gerade für Unternehmen!

WELCHEN STELLENWERT HAT DAS THEMA NACHHALTIGKEIT BEI DEINEN STUDENTINNEN UND STUDENTEN?

Einen sehr hohen! Generell merken wir, dass die jungen Leute später auch in Unternehmen arbeiten wollen, die sich ernsthaft mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Und dass sie sehr genau schauen, ob Nachhaltigkeit nur „draufsteht“ oder wirklich „drin ist“.

WIE WÜRDEST DU DEN HALBSATZ VERVOLLSTÄNDIGEN: NACHHALTIGKEIT BEDEUTET FÜR MICH …

… auch immer wieder andere zu überzeugen, sich mit dem Thema zu beschäftigen – da heißt es, auch die „an Bord“ zu bekommen, die das Thema bisher nicht als wichtig erachtet haben. Denn nur mit den „Begeisterten“ zu reden, führt nicht zum Ziel.

 

Claus, vielen Dank für das Gespräch!  

Triff Claus persönlich auf der COPETRI CONVENTION am 31.05./01.6.2022
im Fredenhagen in Frankfurt/Offenbach.
 

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