„Unternehmen brauchen weniger Regeln, sondern
mehr Prinzipien!“
„Unternehmen brauchen weniger Regeln, sondern
mehr Prinzipien!“
MARKUS, DU HAST 2019 DAS UNTERNEHMEN HUMANFY GEGRÜNDET UND DICH DARAUF SPEZIALISIERT, UNTERNEHMEN AUF IHREM WEG IN RICHTUNG ZUKUNFT ZU BEGLEITEN. WIE BIST DU DARAUF GEKOMMEN?
Ich beschäftige mich schon lange mit New Work. Mit Anja Gstöttner und Arthur Soballa habe ich Gleichgesinnte getroffen und gemeinsam mit ihnen humanfy gegründet. Unser Unternehmen gliedert sich in drei Bereiche, innerhalb derer wir New Work und menschliche Wertstiftung voranbringen wollen: Business, Bildung und Botschaft. Wir arbeiten auf Grundlage der New-Work-Charta, die die fünf Prinzipien Freiheit, Selbstverantwortung, Sinn, Entwicklung und soziale Verantwortung enthält. Ich selbst bin vor allem als Botschafter, Impulsgeber und Akademie-Leiter tätig.
WAS GENAU IST DEINE BOTSCHAFT AN UNTERNEHMEN, DIE SICH MIT NEW WORK BESCHÄFTIGEN?
Zunächst muss man sehen, dass die ursprüngliche sozialutopische Botschaft, die auf Frithjof Bergmann zurückgeht, weitgehend gescheitert ist, weil sie in der Wirtschaft nicht anschlussfähig ist. Derzeit sehe ich Unternehmen vor allem in der Verantwortung, sich von der ich-zentrierten Shareholder- zur wir-zentrierten Stakeholder-Ökonomie zu entwickeln. So sind zum Beispiel Umweltverschmutzung und Lohndumping in der Stakeholder-Ökonomie ganz anders zu bewerten, da es nicht mehr nur um Gewinnmaximierung geht, sondern um die Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Gesamtzusammenhänge.
DIE NEW-WORK-ENTWICKLUNG KOMMT JA, WIE SO VIELE TRENDS, AUS DEN USA. OFT SEHEN WIR NORDAMERIKA ALS BESONDERS FORTSCHRITTLICH AN. WO STEHT DEUTSCHLAND IM VERGLEICH?
Die US-Wirtschaft ist in vielen Bereichen viel konservativer und hierarchischer organisiert als wir denken. Tatsächlich sind wir in Deutschland mit unserer sozialen Marktwirtschaft und Einrichtungen wie der betrieblichen Mitbestimmung oder dem Genossenschaftswesen im Vorteil, wenn es um die Betrachtung der gesellschaftlichen Gesamtzusammenhänge geht.
WO KÖNNEN UNTERNEHMEN KONKRET ANSETZEN, UM DIE ENTWICKLUNG ZUR STAKEHOLDER-ÖKONOMIE ZU FÖRDERN?
Sie sollten vor allem, wo immer möglich, starre Regeln aufgeben und sich an Prinzipien orientieren. Der Unterschied ist, dass bei Prinzipien Menschen in die Verantwortung gehen, während sie Regeln einfach nur befolgen können. Ein Beispiel: Wenn sich ein Vertriebler auswärts mit einem Kunden trifft, dann kann die Reiserichtlinie bestimmen, dass der Kunde im teuren Hotel wohnt und der Mitarbeiter im günstigen. Das macht aber wenig Sinn. Im gleichen Hotel könnten sie sich schon beim Frühstück treffen und ins Gespräch kommen. Das würde dem Prinzip der Kundenbindung folgen, eine gute Beziehung und vertrauensvolle Zusammenarbeit aufzubauen.
IN DEINEM AKTUELLEN BUCH „MUSTERWECHSEL – WIE WIR UNSERE WIRTSCHAFT RETTEN“ BESCHÄFTIGST DU DICH EINGEHEND MIT DIESEN GRUNDLEGENDEN WANDLUNGEN. DOCH WARUM SIND SIE ÜBERHAUPT NÖTIG?
Wir können zum Beispiel den jungen Menschen ermöglichen, ihre persönliche Lernstrategie zu entwickeln und ihr individuelles Potenzial zu leben, anstatt sich nur einem System von großen Organisationen anzupassen.
AUCH WIR BEI COPETRI WOLLEN ERMÖGLICHEN, DASS SICH MENSCHEN ZUKUNFTSGERICHTET WEITERENTWICKELN. DAFÜR ARBEITEN WIR NACH DEM PRINZIP „BRIDGING PERSPECTIVES“. WIE WÜRDEST DU DEN FOLGENDEN SATZ ERGÄNZEN: PERSPEKTIVEN VERBINDEN BEDEUTET FÜR MICH …
…einander erst einmal vorurteilsfrei zuzuhören. Denn der oder die andere kann ja immer etwas sagen, das meiner Meinung überhaupt nicht entspricht. Doch gerade dann ins Gespräch zu kommen und zuzuhören, ist oft besonders wertvoll.
Markus, vielen Dank für das Gespräch!
Triff Markus persönlich auf der COPETRI CONVENTION am 31.05./01.6.2022
im Fredenhagen in Frankfurt/Offenbach.
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