Jonathan Becher war von 2014 bis 2017 erster CDO bei SAP und als solcher Vorreiter einer Rolle, deren Bedeutung und Einfluss sich mittlerweile stark gewandelt hat: Wie aktuell beispielsweise Mercedes oder Infineon Technologies, verankern immer mehr Unternehmen die Themen Digitalisierung
und Transformation zunehmend auf höchster Führungsebene.
Wir haben dies zum Anlass für eine Bestandsaufnahme genommen – CDO, quo vadis?
Die Digitalisierung verändert Produkte und Geschäftsmodelle.
Deshalb werden auch die Themen Digitalisierung und Transformation mittlerweile verstärkt in den Unternehmen verankert, zunehmend auch auf höchster Führungsebene. Dieses „Standing“ hatte der Chief Digital Officer (CDO) keineswegs schon immer. Noch 2017 war die Position des Chief Digital Officers noch eher selten in deutschen Unternehmen anzutreffen – und wenn Unternehmen einen CDO hatten, dann war diese Stelle in der Regel auf Bereichs- und Abteilungsleiterebene angesiedelt (Mangelware Chief Digital Officer – Capital.de). Inzwischen erkennen immer mehr Unternehmen, dass es ein strategischer Vorteil sein kann, dem Thema entweder Vorstandsrang zu erteilen oder es zumindest beim CEO aufzuhängen. Warum? Die Digitalisierung zieht sich als entscheidender Faktor durch die ganze Wertschöpfungskette. Robert Jung, Leiter Digitalstrategie und Transformation bei Ernst and Young, formuliert den Wertbeitrag und die zentrale Aufgabe des CDOs so: „Der CDO übersetzt neue Technologien und Markttrends in neue Fähigkeiten und in Wettbewerbsvorteile für seine Organisation.“
Aktuell gestaltet sich die CDO Landschaft laut einer repräsentativen Umfrage unter 603 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom (Der Chief Digital Officer bleibt die Ausnahme | Bitkom e.V.) in Deutschland so:
- Nur etwa jedes fünfte Unternehmen hat einen CDO oder Leiter Digitalisierung
- Vor allem kleine Unternehmen hinken hinterher
- In 4 von 10 Fällen ist die Position auf Top-Ebene angesiedelt
In großen Unternehmen mit über 2.000 Mitarbeiter:innen haben bereits über 70% einen CDO:
- 20 bis 99 Mitarbeiter: 14 %
- 100 bis 499 Mitarbeiter: 36 %
- 500 bis 1.999 Mitarbeiter: 56 %
- mehr als 2.000 Mitarbeiter: 70 %
Wo es einen Chief Digital Officer gibt, ist die Position dann auch sehr weit oben angesiedelt – auf Vorstands- bzw. Geschäftsführungsebene oder gleich darunter angesiedelt:
- Vorstands- bzw. Geschäftsführungsebene: 43%
- Direkt unter Vorstand- bzw. Geschäftsführung: 50%
- Mittleres Management: 5%
Der CDO: Digitaler Leader und Stratege für frischen Wind
Und wie sieht die CDO-Rolle langfristig aus? Obwohl in einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin die Mehrheit der befragten DAX-CDOs selbst davon ausgehen, dass ihre Rolle eher temporär ist, geht Julian Kawohl, Professor für Strategisches Management an der HTW Berlin davon aus, dass Aufgaben des CDO langfristig wichtig bleiben wird: „Unternehmen werden noch auf Jahre, eher Jahrzehnte damit beschäftigt sein, die digitale Transformation zu meistern. Neben der Digitalisierung von Prozessen und dem Aufbau von neuen Geschäftsmodellen ist gerade auch die interne Transformation von Organisation und Kultur eine Herkulesaufgabe, die noch lange andauern wird“ (Computerwoche zur Studie von BitKom und HTW Berlin).
Und gerade die COVID-19-Pandemie hat vielen Unternehmen noch einmal vor Augen geführt, dass sie Nachholbedarf bei der Digitalisierung haben. Um diese nun zielgerichtet anzustoßen, haben beispielsweise Mercedes und Infineon entsprechende Vorstandsressorts geschaffen: So ist beispielsweise Magnus Östberg seit September als Chief Software Officer aktiv und Constanze Hufenbecher seit April bereits Chief Digital Transformation Officer bei Infineon.
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